Texte aus dem Archiv
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Texte aus dem Archiv

April 2024

Geistige Präsenz

Während in früheren Zeiten eine gewisse geistige Ordnung als vorhanden, als gegeben, kurzum als in der Ordnung des SEINS erachtet werden durfte, und die Aufgabe des Menschen wesentlich darin bestand, diese Ordnung zu fassen und ihr treu werden zu lernen, so liegen die Verhältnisse heute ganz anders.weiterlesen

Heute muss der Mensch nicht bloss die Ordnung in sein Bewusstsein aufnehmen und ihr zu folgen trachten. Sondern er ist heute auch dafür verantwortlich, diese Ordnung in seinem Bewusstsein selber herzustellen. Er muss eine Kosmologie des eigenen Selbst erschaffen und ist dafür verantwortlich, dass seine eigene Welt – die ihm durch die Möglichkeit der Emanzipation erschlossen worden ist – eine Ordnung zugesellt, resp. innewohnend bekommt. Er muss seine Aktivität darauf konzentrieren bei sich selber Ordnung zu schaffen.

Das aber fordert, dass die Arbeit an der Ordnung als eine ständige, aktuelle Aufgabe erkannt wird und man sich nicht einfach darauf verlässt, dass man einmal die ≪Arbeit an sich selber≫ geleistet hat. Es ist dies vielmehr eine Aufgabe, die dauernd und in jedem einzelnen Bewusstseinsakte neu geleistet werden muss.

Die sogenannte Erkenntnistheorie – im Sinne der Bewusstseins-Entwicklungs-Aufgabe – muss als ein ständiges Anliegen erkannt werden.
In jedem Erkenntnis-Akte ist die sog. Erkenntnis-Kritik ein integrierendes Element, ein Prozess, der sogar den eigentlichen Inhalt des Erkennens bedeutet.

Notiz, April 1959

Originalmanuskript

März 2024

Problematik des neuen Universalismus

Da die Welt geradezu stündlich komplizierter wird, so wird es ständig unmöglicher, alle Erscheinungen zu überblicken. Zugleich aber fordert die Technik mehr und mehr diesen zusammenfassenden Überblick – weil der Mensch nicht anders mehr wird sinnvoll handeln können!

Die Lösung kann bloss in der Immanenz gefunden werden.
(≪Niemand kommt zum VATER, denn durch mich≫)

≪Der Blick für das Wesentliche≫ ist die einzige Möglichkeit noch mit der Fülle des
heutigen Lebens fertig zu werden.

Notiz, März 1954

Originalmanuskript

Februar 2024

Zum Problem der Zuversicht

Eine tiefe Niedergeschlagenheit über das Schicksal der Menschheit ergreift, als eine verbreitete Erscheinung unter denen, die nicht bloss in den Tag hineinzuleben pflegen, viele Menschen.weiterlesen


Im Zusammenhang der Fragestellung nach dem realistischen Zukunftsglauben muss auch einmal geprüft werden, ob der Aspekt der Niedergeschlagenheit einer Realität entspricht, respektive ob diese Realität nicht auch unter einer Dämonie leidet, wie die optimistischen Zukunftserwartungen!

Optimismus und Pessimismus entsprechen, in der üblichen Form, einer arg verengten Weltsicht, die eine Beobachtung nicht genügend in den dazugehörenden Zusammenhang stellt! Jede Entwicklung weist auf- und absteigende Strömungen auf, wobei die aufsteigenden nicht von selber nach oben bewegt werden; das Gute ist an eine Anstrengung gebunden. Das Absteigende aber kann durch den LOGOS dennoch gerettet werden.

Man darf sich auf keinen Fall vom Übel hypnotisieren lassen – wie Teilhard de Chardin einmal trefflich gerügt hat. Sonst verliert man den Blick für das LOGOS-Wirken.
Den LOGOS ernstnehmen aber heisst, IHN in allen Fragen des Lebens ernstzunehmen, vor allem auch im Denken selber, das ja so viel in unserem Tun bestimmt.

Notiz, Februar 1966

Originalmanuskript

Januar 2024

Zur Problematik des Wach-Bewusstseins

Es wird gemeinhin behauptet, die modern Wissenschaftlichkeit bewege sich – etwa im Gegensatz zur Glaubensmythologie etc. – durchaus im Felde des Wach-Bewusstseins!weiterlesen


Wenn man aber die Tatsachen kontrolliert, so wird man gerade feststellen, dass die moderne Wissenschaft bloss dem Scheine nach sich im Felde des Wach-Bewusstseins bewegt. So finster etwa ihre Grundlagen sind – zB. die Axiome als blosse Dogmen etc. – genau so finster ist es auch um die Prozesse des Vorgehens bestellt, wo ganz einfach der Mechanismus des Verstandes angewendet wird, obgleich die sich so kritisch gebärdenden Herren Professoren gar nicht wissen, was denn eigentlich im Felde des Logischen passiert!

Effektiv bewegt sich die Wissenschaft gar nicht auf dem Felde des Wach-Bewusstseins. Sondern gerade bloss im Pseudo-Wachbewusst-sein.
Sie befindet sich da gerade in einem krassen Irrtum – in einem Irrtum, der umso ärger ist, als er die Prinzipien betrifft und von da her alles verfälscht, was sonst noch so gut geleistet wird, resp. werden könnte!

Echtes WACH-Bewusstsein gibt es erst, wenn die Selbst-Kritik des Bewusstseins vollzogen wird. Bleibt man beim Dogma des Verstandes stecken, so setzt man die Illusion anstelle der Wachheit und Wahrheit – und die Hypothese anstelle der Realität!

Notiz, 2. Juli 1960

Originalmanuskript

Dezember 2023

Von den Grundlagen der demokratischen Wirklichkeit

… Wenn wir beispielsweise die in unserer Verfassung niedergelegten Freiheitsrechte ansehen, so müssen wir uns darüber klarwerden, dass freiheitliche Verhältnisse in der Eidgenossenschaft ihre Lebensquelle nicht in diesen Paragrafen haben.weiterlesen


Sondern es ist gerade umgekehrt: weil zur Zeit, da diese Vorschriften formuliert worden sind, die Gemeinschaft von einem freiheitlichen Lebensgefühl getragen und durchdrungen war, kam man einerseits überhaupt auf die Idee, diese Lebenswerte in die Verfassung aufzunehmen und bedeutete anderseits diese Aufnahme nicht bloss eine schöngeistige Deklamation, wie man sie aus so vielen modernen sog. «demokratischen Verfassungen» kennt! Man denke etwa an die «schönen» Verfassungen der Sowjetunion und der andern Totalstaaten, worin Menschenwürde, Meinungsfreiheit, Pressefreiheit und Glaubens- und Gewissensfreiheit, Wahlrecht usw. ausdrücklich – mit Wörtern – garantiert sind.

Weil man den Lebenswert der Freiheit erkannt hatte und weil sich dieser Wert im Zusammenleben bewährt hatte, musste man auch danach trachten, ihm den organisierten Schutz zu gewähren, den Rechtsschutz, wie er eben den in der Verfassung verankerten Grundwerten zukommen sollte. Das heisst: die Verfassung schafft nicht Grundlagen, son¬dern sie kann ihnen bestenfalls einen formulierten und damit im banalen Bewusstsein leichter fasslichen Ausdruck verleihen. Sie wird aber eben niemals mehr an Qualitäten formulieren können, als lebendige Voraussetzungen bereits da sind …

So paradox es klingen mag: in der Demokratie ist gerade nicht das Volk die tragende Grundlage, sondern vielmehr der gegenüber blossen Volks- und Nationszusammenhängen sich emanzipierende, zur Mündigkeit erwachende Einzelne! Wenn der Mensch gleichsam anfängt, «auf eigenen Beinen» stehen zu können, sich selber Haltung und Richtung im Dasein zu vermitteln vermag, wenn er zur Selbst-Gestaltung reif wird und im Verein seiner Mitmenschen zur Mit-Gestaltung aufgerufen werden kann: dann ist das Fundament vorhanden, auf dem Demokratie gebaut werden kann.

Im Rückblick gesehen kommen wir, was unsere Eidgenossenschaft anbetrifft, nicht in die Zeit der neuzeitlichen Verfassungsbestrebungen, sondern unmittelbar zurück auf das Rütli. Dies aber nicht bloss historisch gemeint, oder gar bloss allegorisch, wie es uns jeweils aus den bekannten Festreden bis zum Überdruss entgegenklingt! Vielmehr zeigt uns das Rütli die bis zum heutigen Tage und noch in ferne Zukunft hinein gültigen Strukturelemente für eine echte demokratische, zur menschlichen Mitgestaltung und Mitverantwortung drängenden Gesellschaftsform. Wie die alten Eidgenossen von sich sagten, sie seien «beider Schwerter Genoss», ein jeder «sein eigener Papst und Kaiser» – womit sie nicht bloss eine Be-freiung aussprechen wollten, sondern vor allem auf eine zu übernehmende Verantwortung hinwiesen – so muss auch der moderne Mensch bereit sein, seine Mitwirkung im Staate nicht bloss als Berechtigung, sondern viel mehr noch als Aufgabe und Verpflichtung zu erleben.

Notiz undatiert. Vermutlich 1959/1960

November 2023

Zum Problem der Verwirklichung der Demokratie

… Die Demokratie ist nicht bloss eine Staatsform unter vielen möglichen Staatsformen; sondern sie ist die Form der staatlichen Sammlung, mit der sich in unserer Zeit die Hoffnung des Menschen auf Humanität zutiefst verbindet und dem mehr und mehr zur Mündigkeit erwachenden modernen Menschen ihrem Wesen gemäss angemessen ist.weiterlesen


Es liegt im Wesen des Menschen, dass Innerlichkeit ihn auszeichnet.
Wenn wir ihn daher wirklich ernstnehmen wollen, so können wir es nicht anders, als dass wir uns vor der Würde seiner Innerlichkeit beugen, politische und soziale Lebensformen entwickeln,
die mit dieser Innerlichkeit rechnen …!

Notiz undatiert. Vermutlich 1959/1960

Oktober 2023

Zum Problem der Autorität im Staate

In der früheren Zeit war der Staat noch vom Gottesgnadentum getragen und seine Autorität ein Ausfluss der göttlichen Macht.
In der Demokratie kann die Autorität nur vom Menschen her stammen. Ihre Aufgabe ist es, den Menschen in den Mittelpunkt des Politischen zu stellen.weiterlesen


Der Staat war früher als Hoheitsträger da, ein Repräsentant einer höheren Autorität, die für den Einzel-Menschen mass-geblich sein musste, da er selber noch nicht von sich aus Disziplin zu halten vermochte.
Heute sollte der Staat nicht mehr Träger der Hoheit sein; sondern er muss mehr und mehr «transparent» werden für die eigentliche Hoheit, um die es im Gesellschaftlichen geht: den Menschen.

Unmenschlichkeit der Perfektion

Vielfach wird darauf hingewiesen, dass die Perfektion un-menschlich sei. Dabei muss man sich aber einmal fragen, wieso die Perfektion eigentlich un-menschlich sein soll?

Oft wird die Perfektion eben einseitig verstanden. Dann zeigt sie in der Praxis tatsächlich einen un-menschlichen Charakter. Aber nicht, weil sie perfekt ist; sondern weil eine verkehrte Vorstellung davon zum Leitbilde gemacht worden ist. (zB. eine mechanische etc.)

Die Angst vor der Perfektion entspringt aber nicht bloss der verkehrten Auffassung von Perfektion. Sondern oft auch einfach der geistig-moralischen Bequemlichkeit, die ein Alibi des Unvollkommenen liebt, um selber in der Unzulänglichkeit mit faulen Ausreden verharren zu können.

Paradoxie der Organisation

Die recht verstandene Organisation zielt auf den Einsatz des Menschen, und nicht auf seinen Ersatz, wie das heute meist vorgestellt wird.

Die Apparatur ist nötig, um die Grösse der Organisation zu beherrschen. Aber je mehr Organisation man aufbaut, desto mehr Kontrolle braucht es und desto mehr Leerlauf wird entstehen. Wenn die unselige Kette nicht immer wieder ganz bewusst durch einen Menschen unterbrochen wird, so ist kein Ende des progressiven Unsinns abzusehen.

Wenn man jedoch – wie es heute allgemein der Fall ist – nicht an den Menschen glaubt, so kann man auch nicht erwarten, dass der so «erzogene» Mensch plötzlich das Niveau eines sittlich hochstehenden Wesens zeigt.

Gestaltungskraft im Lebendigen

Im Lebendigen muss man gestalten können, ohne alles bis in die Details zu kennen! So, wie der Pflanzen-Keim auch nicht weiss, wie die Blume genau aussehen wird, so bestimmt er dennoch von Anfang an die Pflanze zur Rose, zur Nelke, zur Tulpe etc.

Die Präzision der Kenntnis bezieht sich auf das Wesentliche. Dieses gilt es darzustellen.
Die Umwelt hingegen muss von Fall zu Fall überprüft werden.

Notiz Januar 1959

Originalmanuskript

September 2023

Empfänglichkeit des Bewusstseins

Das Schöpferische als Ich-Potenz

Es ist eine Frage der Praktizierung des Christentums!

Die Degeneration des Bewusstseins kann bloss überwunden werden durch
Neu-Schöpfung!

Neu-Schöpfung: ist = Christ-werdung des Menschen!

Juni 1953

Originalmanuskript

August 2023

Überwindung des atomistischen Denkens

Wenn wir einander die Worte «im Munde herumdrehen» und uns daran hängen, dass einer den oder jenen Terminus braucht für etwas, dann kommen wir nicht weiter.weiterlesen


Denn dann könnten wir ja überhaupt nicht mehr über aktuell Erlebtes sprechen, weil wir ja bloss Begriffe zur Verfügung hätten, die vorher schon geklärt sind!

Die Problematik der Begriffsklärung besteht darin, dass man nicht einfach eine inhaltliche Definition anstreben darf.
Sondern es kommt darauf an, ein Erlebnis zu fassen, so, dass es der andere eben auch erleben kann.

Dieses Problem der gegenseitigen Verständlichkeit kann nur gemeistert werden, wenn wir lernen etwas, was gesagt ist, im Zusammenhange zu lesen.

Dezember 1952

Originalmanuskript

Juli 2023

Funktion des Wissens

Wissen wird heute blosses «Denkmal», Ballast, toter Erinnerungs-Inhalt.

Eigentliche Aufgabe wäre: Anerziehung eines Habitus.
Wichtig ist nicht die Konserve, sondern die Fähigkeit, jeweils immer wieder
Erkenntnisse zu produzieren!

Notiz 9. Juli 1952

Originalmanuskript

Juni 2023

Heiterkeit im Denken

Wenn wir heute so oft die fehlende Heiterkeit des Menschen zu beklagen haben, so müssen wir uns auch mit der düsteren Welt des heute üblichen Denkens befassen! weiterlesen

Wenn es nicht möglich sein sollte, ein Denken zu entfalten, das das Element des Heiteren in sich auszubreiten vermag, so wird die allenfalls noch mögliche Heiterkeit aus weitesten und wesentlichsten Bereichen unseres Daseins verbannt bleiben.

Um das Problem zu meistern muss man einmal über die Quellen der Heiterkeit nachdenken. Dann wird man spüren, dass Heiterkeit bloss einem Wesen zuteil wird, das in sich selbst seinen Frieden gefunden hat, resp. zu finden vermag. Heiterkeit entspringt dort, wo man anfangen kann, von sich selber Abstand zu nehmen, was man kann, wenn man seiner selbst so gewiss ist, dass man das Schöpferische beherrscht, sich allenfalls selber neu zu erbilden.

Notiz 15. Januar 1966

Originalmanuskript

Mai 2023

Materie als Substanz der Freiheit?

Auf dem Wege zur Freiheit bedarf der Mensch – als Geschöpf und ein Wesen, das eben noch nicht frei ist und sich noch nicht selber zu halten vermag – einer Stütze und eines Bodens, der ihm Halt zu geben vermag – aber zugleich nicht zur Missdeutung führt (resp. führen muss) er könne es mit diesem Fremd-Halt bewenden lassen. weiterlesen

Eine derartige Substanz aber ist die Materie. Sie ist nicht bloss «Maya», Illusion vom Geistigen her geschaut. Sondern als eine ganz spezifische Phase des Geistigen – gleichsam «versprühter und atomisierter Geist» – ein Geist, der freilässt, ohne aber sofort ins Bodenlose versinken zu lassen.

Die GNADE in der Materie ist gerade ihre relative Fertigkeit. Sie gibt gleichsam Raum frei für des Menschen eigenen Geist – aber einen Raum, den der Mensch selber erfüllen muss. Sie ist ein Opfer des Schöpfers, dessen Sinn aber in die Hand des Menschen gelegt ist.

Notiz 30. Januar 1966

Originalmanuskript

April 2023

Ein Weg oder viele Wege?

Immer wieder taucht in Gesprächen, die um die heutigen Geist-Probleme kreisen, die Frage auf, ob es einen rechten Weg gibt oder ob es viele Wege geben kann! weiterlesen


Dies wird insbesondere immer dann akut, wenn es um die Probleme des Denk-Weges geht. Denn sehr viele Leute sind heute einfach nicht gewillt, diese Anstrengung zu unternehmen, die der Denk-Weg verlangt. Und da ist man denn rasch bereit von den andern möglichen Wegen zu sprechen.

Nun gilt es hier ein Prinzipielles zu beachten, das mit der Ich-Bildung zusammenhängt. Es gibt vor und nach dem «Nadelöhr» viele Wege. Aber in der Entscheidungs-Phase des Immanenz-Problems gibt es einmal bloss einen Weg der zur Freiheit führt. Genau so, wie bloss derjenige zum VATER hingelangen kann, der über den SOHN zu wandeln bereit wird, genau so gibt es einmal bloss den Weg der denkerischen Bewusstseins-Entwicklung.

Ist diese Stufe gemeistert – was aber nicht als ein einmaliger Akt und als ein zeit-lich abgeschlossener Prozess missverstanden werden darf! – so gibt es, gemäss der gegliederten Vielfalt der Wirklichkeit, auch eine Fülle neuer Wege; steigende Fülle mit dem Fortschreiten zu höheren Entwicklungsstufen des Bewusstseins.

Für die Prüfungen des Selbstes aber gibt es, wie uns der Meister des Lebens selber vorgelebt hat, bloss einen Weg:
das ist die VIA CRUCIS, die im Felde des menschlichen Bewusstseins dem Denk-Wege entspricht.

Notiz April 1963

Originalmanuskript

März 2023

Zur Problematik des sog. Aufrufs

Wir leben offenbar im Zeitalter der Aufrufe. Aber auch im Zeitalter der vergeblichen, ohnmächtigen Aufrufe. weiterlesen


Denn obwohl eine verhältnismässig geringe Einsichtsfähigkeit vollends ausreichen würde, um die Bedrohung durch die moderne Technik, Wissenschaft und Politik zu erkennen, zeigt sich doch zugleich auf Schritt und Tritt, dass die Menschen impotent sind, auch bloss die vordergründigsten Konsequenzen zu ziehen. Sie scheinen zu glauben, mit blossen Aufrufen, Resolutionen und Appellen an das Menschheitsgewissen, sei etwas getan. (wobei hier gar nicht auf den verhängnisvollen Aspekt der negativen Perversion hingewiesen werden soll, wie sie heute mit fast allen derartigen Aufrufen verbunden ist: sie nützen der Sache der Gegner der Menschheit und der Freiheit, ohne der förderlichen Zielsetzung zu helfen!)

Aufrufe und Appelle etc. setzen etwas, was erweckt werden kann, voraus. In der strukturellen Situation der Freiheit aber kann man nicht mehr bloss mit derartigen Methoden arbeiten. Da muss man organbildend vorgehen, bevor man sich an die Betätigungskräfte wenden kann. Es gibt heute ja kein Menschheits-Gewissen mehr; wenigstens nicht im Sinne einer Real-Kraft des Daseins, im Sinne einer Potenz, die den Mächten des Daseins irgendwie ebenbürtig wäre, standzuhalten vermöchte.

Wir müssen erst ein neues Gewissen bilden. Das ist eine menschenfördernde Tat. Alles andere ist ein «Tun als ob», bestenfalls eine total hilflose und nutzlose Protestiererei.

Allerdings stellt sich nun sofort das schwerwiegende Problem, wie man heute die Menschen für diese Aufgabe zu gewinnen vermag Irgendwo muss man ja einen Ansatzpunkt finden können, sonst ist eine Wandelung nicht möglich.

Es zeigt sich in dieser Aufgabe die ungeheuerliche Tiefe der Freiheits-Problematik, die von uns das Schöpferische fordert! Es muss eine Veranlagung im Menschen neu geschaffen werden, es muss eine Potenz zum Ich in den heutigen Menschen neu begründet werden. Es genügt nicht so zu tun, als ob der Mensch von heute die Ich-Anlage mitbekommen hätte. Auch wenn er die-se noch hätte, so hilft das «Haben» ihm gerade nichts mehr. Denn er ist in der Situation, worin er «die Existenz aufgeben muss um zu existieren»; dh. von der substantivischen Welt muss er zur verbalen Aktivität fortschreiten lernen. Und dazu bedarf er einer Hilfe; ohne diese kann er das Problem nicht meistern. Anstelle von Appellen, die sich an den Willen wenden – oder auch an die Einsicht, muss eine Aktivität treten, die den Menschen im Eigen-Wesen ergreift. Von da her vermag er dann eine neue Einsichtskraft zu entwickeln und eine weitergehende Entwickelung in die Wege leiten.

Notiz Februar 1962

Originalmanuskript

Februar 2023

Zur heutigen Natur-Entfremdung

Die heutige Entfremdung gegenüber der Natur, die ja in den langen Kolonnen der heutigen Naturschützler so emsig beklagt wird, hat ihren tiefen Grund letztlich in der Wandlung des menschlichen Empfindens der Natur gegenüber.weiterlesen


Das Numinöse an der Natur ist dem Menschen von heute bloss noch in seltenen Augenblicken fassbar, gleichsam in einer Art von «Entrückung», in einer Form des Empfindens, die dem heutigen Menschen irgendwie als «abseitig» vorkommt, als eine Art von Bewusstsein, das nicht mit dem übrigen Dasein zusammenstimmt.

Die heutige Natur ist «entwest»; d.h. sie hat keinen Wesens-Charakter mehr, sondern sie ist zum toten Material geworden, demgegenüber der Mensch auch leicht alle Ehrfurcht und Schonung vergisst!

Die Wandelung aber kann nicht bloss in dem untauglichen Versuch liegen, das alte Empfinden zu erhalten oder wieder heraufzubeschwören. Es fehlt dem Menschen von heute – zumindest vorerst – die geistige Potenz und die Kraft der lebendigen Anschauung, zu einer Anschauung, die in der Natur auch das Wesenhafte wieder zu erschauen vermöchte.

Diese Kraft kann bloss durch Verinnerlichung errungen werden. Aber diese fordert zugleich die Vertiefung der heutigen Oberflächlichkeit, deren «Wurzeln» in der pragmatisierten Intellektualität liegen.
Das Denken des Denkens wird das innere Erleben in der Welt der Verstandes-Dürre wieder auftun und im Prinzip erfahren lehren, was früher von aussen her – heteronom – erfahren worden ist.

Und darin besteht dann auch ein wahrhaftiger Fortschritt, der nicht bloss Vertauschung von Elementen durch andere Elemente ist!

Notiz März 1961

Originalmanuskript

Januar 2023

Groteske der Abrüstung

In der heutigen Situation der technischen Entwicklung der Kriegsmittel bedeutet der Krieg mit Waffen eine derartige Gefahr, dass auch derjenige, der zum Schwerte greift, damit rechnen muss, selber umzukommen.weiterlesen


Wer nicht Selbstmord begehen will, kann heute keinen Krieg auslösen.

Das allerdings garantiert den Frieden nicht. Denn Frieden kann nicht aus Macht, aber auch nicht aus Ängsten entspringen, die ja letztlich bloss eine Art Schattenwirkungen der Mächte bedeuten. Frieden kann bloss aus einem neuen Prinzip der Gesellschaftsgestaltung entspringen.
Nämlich dem Prinzip der LIEBE.

Man muss nun auch erkennen, dass das Prinzip der Abrüstung nicht zum Ziele, d.h. zum Ziele des Friedens führen kann. Im Gegenteil. Der Krieg, der heute für alle, die ihn wollen, höchst gefährlich, ja geradezu unmöglich geworden ist, dieser Krieg kann bloss durch Reduktion auf die traditionellen Machtmittel wieder aktiviert werden. Würde der Westen z.B. abrüsten, und ev. sogar der Osten auch ein wenig, so würde sehr bald der Krieg für den Osten gegen den Westen ungefährlich, oder zunächst überhaupt wieder möglich – ganz abgesehen davon, dass er ihn bei Ausschaltung des westlichen Potenzials ev. gar nicht mehr nötig hätte, um den Westen zu versklaven. Die blosse einseitig realisierbare Bedrohung würde den Westen so gefügig machen, dass der Kreml u. Peking jedes Ziel ohne Gefahr für sich selber anstreben u. erreichen könnte.

Wer zur Abrüstung treibt, der ist effektiv ein Kriegstreiber, auch wenn er subjektiv noch so gutgläubig erscheint. Ganz abgesehen davon, dass er etwas anstrebt, das seinem Wesen nach gar nicht und nie und nimmer zum Ziele führen kann. Denn – wie schon gesagt – Macht und Gewalt lassen sich bloss durch ein ganz neues Welt-Prinzip überwinden und zum Guten wenden.

Notiz Januar 1961

Originalmanuskript

Dezember 2022

Geborgenheit und Freiheit

Das alte, hergebrachte Urbild der Geborgenheit entstammt der Paradieses-Welt, die dem Menschen aber verloren gegangen ist – gerade aus der Notwendigkeit der Freiheit.weiterlesen


Aber noch immer tendiert der Mensch nach der alten Geborgenheit und die Sicherheitsvorstellungen nehmen – natürlich unterbewusst – ständig den Charakter dieser Archetypen an. Und geraten damit auch unweigerlich in Widersatz mit den Bedingungen der heutigen Welt.

Es stellt sich das Problem, eine neue Vorstellung von der Geborgenheit zu erringen. Diese muss eine «Geborgenheit auf dem Wege» werden, weil der Mensch sich heute ja ständig «unterwegs» befindet.

Die Geborgenheit in der Welt der Freiheit ist ein Gefühl der Sicherheit auf dem rechten Wege zu sein. Es entspricht – im Gegensatz zur alten Geborgenheit – in dem Gefühl der Aktivität, in dem Erleben der rechten Nachfolge. Sicherheit entspringt in der Welt der Freiheit dem Wissen darum, in der Mittlerschaft des LOGOS wandeln zu dürfen, in seinem eigenen Wesen die Sympathie zum Mittelpunkts-Wesen der Wirklichkeit überhaupt zu spüren.

Notiz Dezember 1959

Originalmanuskript

November 2022

Zur Bedeutung der sogenannten Erkenntnis-Theorie

Die Erkenntnis-Theorie hat durchaus nicht bloss die Bedeutung, die man ihr im Zusammenhang mit der Entwicklung der neuzeitlichen Philosophie gibt.weiterlesen


Die Sicherung des Urteils ist bloss eine erste Stufe, die wichtig geworden ist, nachdem der Mensch durch den Verlust der Gottes-Gewissheit in den Wirbel des Zweifels geworfen worden ist.

Die gleichsam zentrale Bedeutung der sog. Erkenntnis-Kritik besteht in ihrer Bewusstseinsbildungskraft. Die denkerische Bemühung um das Denken hat nicht bloss «sachliche» Bedeutung, das heisst, für das Denken. Sondern es wird dabei gleichsam das Organ gebildet für die Empirie des Ich. Es geht um die 1. Stufe des Ich-Bewusstseins, um die Konstituierung des freien Ich.

Und über diese zentral-wichtige Funktion hinaus hat Erkenntnis-Kritik noch eine geradezu magische Bedeutung: sie macht den Menschen potent zur Stiftung von schöpferischen Leistungen. Sie verleiht die Kraft zur Konzeption, zur Veranlagung des Neuen.

Notiz Januar 1966

Originalmanuskript

Oktober 2022

Zum Problem der sozialen Urteilskraft.

Wenn man die Problematik der heutigen Bemühungen um die rechte Gestaltung des menschlichen Zusammenlebens überprüft, so stösst man immer wieder auf die Frage nach der rechten sozialen Urteilskraft.weiterlesen


(Wo dies nicht der Fall ist, bleibt man einfach in der blossen Pragmatik der vordergründigen Machtentscheidungen stecken, von denen man aber sehr genau wissen kann, dass daraus das erhoffte Ziel nicht zu gewinnen ist!)

Abgesehen von der Frage, wie diese soziale Urteilskraft zu gestalten ist, stellt sich ganz vordergründig das Problem: wie können die heutigen Menschen dafür gewonnen werden, dass es gleichsam sachlich mit zur sozialen Fragestellung gehört, dass das jeweils dafür not-wendige therapeutische Bewusstsein immer wieder bewusst errungen werden muss! Wie kann man die Menschen davon überzeugen, dass die Bewältigung des sozialen Problems nicht bloss eine «sachliche» Aufgabe bedeutet, sondern stets eine methodische Bedingung zu meistern ist!

Notiz Januar 1966

Originalmanuskript

September 2022

Funktion des Erkennens.

Alle Erkenntnis, die echt sein will, zielt auf Wahrhaftigkeit. Das aber ist ein moralisches Ergebnis.
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Es gibt keine Erkenntnis, die bloss «formal» genügsam sein kann. Auch formal ist Erkenntnis
R i c h t k r a f t – Vermittlung.

Es spielt also bei aller Erkenntnis das eine entscheidende Rolle, was i n n e rl i c h durchgemacht wird. Der «äusseren» Aus-richtung muss innerlich ein entsprechender Prozess der Angemessenheit folgen.

Verbindlichkeit der Erkenntnisse ergibt sich daher auch erst daraus, dass der Gedanke gleichsam «geadelt» ist durch das innere Durchleiden des Erkenntnisprozesses.

Ein Wort z.B. wie das des PAULUS:
«Kinder liebet euch» kann erst einer «legitim» aussprechen, der durch unendliches Leid hindurch gegangen ist.

Notizblätter 1954

Originalmanuskript

August 2022

Heilende Einsichten sind nötig.

Im heutigen Sozialen wird immer wieder vergessen, dass die Einsichten in der hergebrachten Form der blossen Feststellungen von etwas, was i s t, niemals genügen.
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Mit feststellender Einsicht können wir günstigstenfalls das Chaos feststellen, das uns bedrängt.

Sozialwissenschaft aber, die sinnvoll sein will, muss eine t h e r a p e u t i s c h e Kraft
entwickeln. Wir müssen also ein neues Erkennen schaffen, ein Erkennen, das s c h ö p f e r i s c h e Tätigkeit ist, das nicht bloss eine Kopie eines Da-seienden darstellt, eine Art Wiederholung, sondern das n e u e K r ä f t e in das Da-seiende hereinzuholen fähig ist.

Die blosse feststellende Erkenntnis ist eigentlich gar k e i n e rechte Erkenntnis.
Sondern das ist nicht mehr als ein U e b u n g s s t o f f zur Erarbeitung eines rechten
Erkenntnis-O r g a n s, mit welchem der Mensch dann überhaupt erst in die Lage versetzt wird, rechte Erkenntnis zu entwickeln.

Wirkliche Erkenntnis ist S i n n e r s c h l i e s s u n g und damit etwas, in dessen Zentrum eben eine schöpferische Betätigung steht, durch welche eben die Sinn-Substanz dem Da-sein «erschlossen» und «zugeführt», dh. vermittelt wird.

(das Schöpferische ist das M i t t l e r e, ist nicht etwa ein Creatives in d e m Sinne, dass aus dem Nichts dabei Substanz gebildet wird. Schöpferisches ist M i t t l e r t u m, das aus der universellen Weltsubstanz in eine neue Situation hinein
Substanz s p e n d e t ! Schöpfertum ist mit Q u e l l e verbunden, ist Erschliessen von Quellen, nicht aber etwa die Begründung von Quellen! Deshalb heute meist der heillose Wirrwarr über das Wesen des Schöpferischen und der Konflikt im religiösen Bewusstsein, wonach man meint, Schöpferisches heisse GOTT ersetzen zu wollen.
Während es in Wirklichkeit gerade bedeutet, GOTT l e b e n d i g z u v e r m i t t e l n !)

Notizblätter 1954

Originalmanuskript

Juli 2022

Wesen der absoluten Wahrheit

Die absolute Wahrheit kann nicht dogmatisiert werden!
(Tragik des Katholizismus: er verabsolutiert eine Seite der Wahrheit!)weiterlesen


Die absolute Wahrheit kann auch nicht «besessen» werden.
Sondern sie muss je und je errungen werden!

Die absolute Wahrheit muss erst wahrgemacht werden!
(dh. der Mensch muss also die Prinzipien und Kriterien der Wahrheit beherrschen! z.B. persönliche Haltung der Wahrhaftigkeit!)

Voraussetzung einer ethischen Wertordnung

Es kommt darauf an, dass die Voraussetzung im Sinne einer unerlässlichen Bedingung verstanden wird! Nicht aber im Sinne einer Transzendenz! Sonst landet man grad wieder im kathol. Dogma!!!
(Tragik des Protestantismus etc.)

Autoritäten des Liberalismus

Verstand und Gewissen
Der Verstand ist – abgesehen von seiner Sterilität – selber noch ein Prinzip der Dogmatik. Stellt man auf ihn, so hat aller Protest keinen Sinn.
Das Gewissen ist – abgesehen von seiner Negativität – selber eine bloss transzendente Macht, soweit es als «gegeben» angenommen wird!

Vertrauen in den Menschen
Zur blossen Geste des Vertrauens muss noch mehr kommen. Rechtes Vertrauen ist nicht bloss eine Art «Freipass», sondern ein positives Wissen um die Möglichkeit dessen, was das Vertrauen rechtfertigen kann und wird! Vertrauen muss eine Art Tätigkeit werden, eine positive geistige Bemühung!
Vertrauen ist das tätige Herstellen des wahrhaftigen Menschenbildes im eigenen Bewusstsein – und damit eine Art Zubereitung einer «Inkarnations-Situation» für den Andern, dh. für das wahrhaftige Wesen des Andern!

Entwicklung eines pro-duktiven Gewissens
Wenn das Gewissen eine freiheitliche Autorität werden soll, so muss es zu einer aktiven Potenz werden! Dh. konkret: Wir müssen die Funktionsprinzipien der Gewissenhaftigkeit aufhellen!
(normalerweise weiss der Mensch ja nichts über das Funktionieren seines Gewissens! Es ist eigentlich genau so eine undurchsichtige Autorität wie das Dogma!!!)

Liberalismus als «System von Voraussetzungen»
Darin liegt ja auch eine Garantie gegen Dogmatisierung der Lösungen!
(man kann die – heteronomen und transzendentalen – Ausgangslagen «dogmatisieren», weil sie ge-geben sind! Aber die Aufgaben darf man nicht dogmatisieren.)

Notiz 16. 8. 1953

Originalmanuskript

Juni 2022

Problematik der üblichen Antworten

Im heutigen Menschen steckt ein eigenartiger Zwiespalt – meist nicht sehr deutlich und meist mit einer (freilich täuschenden) Schicht zugedeckt:…weiterlesen


…man will sofort Antworten die helfen – und man ist anderseits aber gar nicht fähig und bereit, Antworten von andern entgegenzunehmen!

Es verbirgt sich darin ein Lebensproblem: die fertigen Antworten erweisen sich sehr bald als leer und untauglich.

Die Antwort, die der heutige Mensch eigentlich sucht und finden sollte, ist der Hinweis auf sich selber. Alle Fragen, wie vielfältig sie sich vorerst auch immer darstellen mögen, sind in der Tiefe und in ihrer eigentlichen Wesensform: Fragen nach sich selber. Fragen nach der Potenz des Ich-Wesens!

Daher muss die VfU* – sofern sie mehr will, als «sandeln», auf diesen Gesichtspunkt besonders aufmerksam machen. Sie muss den Menschen die mittlere Stufe «begehbar» machen.
Sie muss ihnen den Kernpunkt aufzeigen.

Die üblichen Antworten sind lediglich andere Formulierungsarten des Problems.
Keine Antworten also, sondern Täuschungen.

21. März 1958

*Die VfU (Vereinigung für freies Unternehmertum, 1951-2011) war eine Bildungseinrichtung zur Schulung neuer unternehmerischer, wirtschaftshumanistischer Alternativen und Denkweisen.

Originalmanuskript

Mai 2022

Ort für ein geistiges Gespräch

Die Erfahrungen in der VfU* zeigen mit Deutlichkeit, wie dringlich es ist, dass wir einen Ort schaffen, wo ein echtes Gespräch geführt werden kann, dh. wo man die wesentlichen Dinge besprechen kann…weiterlesen


…und wo man nicht von vornherein in der Zwangslage ist, immer auf einen angeblichen Erfolg hinzielen zu müssen.

Die Bedeutung dieses Gesprächs liegt in der Pflege eines neuen Bewusstseins, neuer Möglichkeiten des menschlichen Überlegens, die ohne diese Arbeit nicht errungen werden können. (leider ist in der heutigen pragmatisierten Welt kein Verständnis mehr vorhanden für die stille Welt des Reifens, deren «Früchte» nicht die Früchte des Herbstes sind, sondern die «Früchte des Sommers»; dh. der Erfolg ist nicht das Erlangen eines End-Zustandes, sondern die Gestaltung einer Art «Zwischen-Reiches» das eine Mittler-Rolle zu übernehmen hat.)

Es muss ein Weg gefunden werden, dass diese Möglichkeit des Gesprächs heute nicht verloren geht; denn ohne sie wird in absehbarer Zeit eine Lage eintreten, die ausweglos sein wird und wo alles Leiden nicht mehr zu heilsamen Auswegen führen wird! Es geht um eine Menschheits-Chance.

15. November 1958

*Die VfU (Vereinigung für freies Unternehmertum, 1951-2011) war eine Bildungseinrichtung zur Schulung neuer unternehmerischer, wirtschaftshumanistischer Alternativen und Denkweisen.

Originalmanuskript

April 2022

Zum Problem der Wort-Gestaltung

Wie steht es mit dem Erkenntnis-Element in der Welt des Gesprächs?weiterlesen


Obwohl das Gespräch nicht von der Erkenntnis her «aufgebaut» werden kann, so muss es doch von der Erkenntnis her diszipliniert werden und «ausgehen».

Die Erkenntnis hat eine Art «Verankerungsfunktion», sie schafft das Wesen nicht, aber ohne sie kommt man nicht zum Bewusstsein des Wesens!

Notiz 18. März 1958

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März 2022

Zur «Wirkungsweise» in der Ich-Welt

Man muss einmal das Problem des inneren Antriebs genauer prüfen.weiterlesen


Es ist nämlich nicht so, dass in der Ich-Welt die üblichen Antriebe von «Druck und Zug» gelten; sondern da gelten ganz neuartige Antriebsarten, eine Wirksamkeit von innen her!

Anstelle von Zug und Stoss gilt so etwas wie Erfüllung, etwas wie Gestaltung, was das Wirksam-werden einer Ur-Bildlichkeit bedeutet.

Notiz 6. März 1958

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Februar 2022

Sinnvoll handeln lernen!

Selbst wenn wir uns in unserem Tun zum Sinnvollen sorgsam bekümmern, wenn wir unser Tun auf dem Wege stets mit Aufmerksamkeit begleiten, so ist doch das Ende kaum abzusehen…weiterlesen


…und – falls doch – niemals in der Realkraft zu erfassen, die es für uns haben wird, wenn es Gegenwart geworden ist.
So zu handeln, dass unser Tun «korrigierbar» bleibt, dass es sich wandelnd und wenn möglich verbessernd fortbilden kann, ist eine Anforderung die unerhört erscheinen mag, zugleich aber entscheidet sie darüber, ob das, was wir heute tun, zu einem Morgen führen kann, das uns weiteres Wirken erlaubt.

Praktische Sinnverpflichtung heisst: wenn ein Lebensimpuls wirken will, muss er sich aus der Verdichtung, worin er sich auf das Wesentliche gesammelt hat, in die Räume des Daseins ausgiessen. Es ist dies eine Erfahrung, die jeder Tätige machen kann, wenn er sich auf die Bedingungen für sein Tun besinnt.
Damit ist aber auch immer eine Art «Abschied aus dem Reich der Fülle» schmerzlich verbunden, wie der Same im Reifen zur Frucht hingeopfert werden muss, bevor er wiederum neu entsteht. Praktizieren heisst, sich auf den harten Weg der Prüfung begeben, die sogar um so härter empfunden wird, je sorgsamer man sich um die solide Veranlagung bekümmert hat. Um Haltung und Richtung, Zuversicht und Kraft, Vollbringen und Gelingen erleben zu können, müssen ihm die obersten Leitbilder – um die er sich immer wieder aktiv bemühen muss – in konkreter Daseinsgestalt verfügbar sein.

Aus «Schwerpunkte unternehmerischer Verantwortung» von Carl Oechslin
Erhältlich bei der Carl Oechslin Gesellschaft

Januar 2022

Probleme des sozialen Wahrnehmungs-Organs

Höhere Geistigkeit als Vorbedingung.
Um im Sozialen ein Bewusstsein entfalten zu können, das gesund wirken kann, ist es nötig, dass der Mensch in sich selber überhaupt erst einmal ganz neue soziale Urteilsorgane zu entwickeln anfängt.
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Dass der heutige Mensch aber Bewusstsein entfalten muss im Sozialen, darüber kann kein Zweifel sein, sofern man sich die Bedingungen klar macht, in denen das moderne Zusammenleben sich entfalten muss. Die technisierte Welt fordert vom Menschen einen viel höheren Grad von Bewusstsein, als jede andere Welt.

Man steht also in einer Art von Paradoxie drin: man muss die höhere Geistigkeit verlangen für das soziale Verständnis. Andererseits ist es erst nötig, dem Menschen überhaupt beizubringen, dass höhere Geistigkeit nötig ist, was er wiederum nicht einsehen wird, solange er nicht selber wenigstens einen Anflug davon besitzt. Man kann die unerlässliche Entwicklungs- und Erziehungsarbeit gar nicht realisieren, wenn nicht eine gewisse Bereitschaft da ist. Man kann den Menschen nicht zum Geistigen zwingen; denn real kann er Geistiges nur nehmen, wenn er selber frei-willig ist, es sich zu erringen. Er muss also zumindest die formale Überzeugung von der Not-wendigkeit des Geistigen haben. Er muss zumindest den Wunsch empfinden, das Geistige auch zu entwickeln. Es muss in ihm ein Streben geweckt werden, wonach er das Geistige als Ziel auch für sich zu setzen fähig wird. Er muss soweit kommen, die fehlende Geistigkeit als einen realen Mangel in seinem wirklichen Dasein zu empfinden und zu erleben.

Die Möglichkeit dafür, dass er das überhaupt kann, das heisst die Möglichkeit für eine “formale Geistigkeit”, die liegt eben in der geistigen Wesensnatur des Menschen selbst.

Notiz 1948

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Dezember 2021

Gespräch mit Walter Bopp

Unter anderem wird das zentrale Thema berührt über die menschliche Handlung, wo wieder einmal eine glückliche Übereinstimmung gefunden wird.weiterlesen


Die Handlung – soweit sie ein Akt des Menschen ist – muss eigentlich als eine Angelegenheit des Gefühls angesprochen werden. Der Wille ist bloss ein Rand-Problem des Handelns.

Das eigentliche Handeln ist das Wort. Im Worte ist der Mensch effektiv Schöpfer. Hier ist die Praxis effektiv seine Praxis.

Es kommt heute alles darauf an, dass die Menschen die Pflege des Wortes wieder erlernen. Denn das Wort ist der Leib eines höheren Geistigen, das als Therapeut in die irdische Heillosigkeit sich zu ergiessen vermag, wenn die Menschen dafür besorgt sind, dass dieser Wort-Leib geschaffen wird.

Das Wort ist zugleich die Ur-Form des Schöpferischen. Hier lernt der Mensch das Götterwirken. Das Wort ist die Keim-Gestalt einer neuen Welt. Mit der Pflege des Wortes tritt der Mensch erstmals in die Sphäre jenes Wirkens ein, dem einstmals auch der Mensch selber sein Da-Sein zu verdanken hatte, als die Elohim die Fundamente zum Menschen-Sein geschaffen!

18. Dezember 1958

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November 2021

Problematik der Einigkeit

Das echte Problem ist lebendige Meisterung der Gegensätze. Wo das Leben sich frei entfalten kann, sind die Gegensätze auch offen da.weiterlesen


Das Problem besteht darin, sie zu einer höheren Einheit zu führen und nicht, sie hinter Schein-Lösungen weiterfressen zu lassen (Kompromisse!) oder aber sie überhaupt zu unterdrücken!

Die echte Einigkeit ist überdies ein Tatbestand aus dem Bereich des sinnlich-übersinnlichen Daseins; er ist irdisch gar nicht voll zum Ausdruck zu bringen. Denn es leuchtet in ihm – soweit er irdischen Ausdruck gewinnen kann – stets ein Höheres hindurch!

Es kommt heute alles darauf an, dass die Menschen die Pflege des Wortes wieder erlernen. Denn das Wort ist der Leib eines höheren Geistigen, das als Therapeut in die irdische Heillosigkeit sich zu ergiessen vermag, wenn die Menschen dafür besorgt sind, dass dieser Wort-Leib ge-schaffen wird.

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Oktober 2021

Das Was bedenke, mehr bedenke wie !

Angesichts der heutigen Problemstellung im Leben, wo man zwar deutlich erkennt, dass etwas geschehen muss, dass die bisherigen Versuche unzulänglich sind etc., stellt sich die Frage: ja was sollen und müssen und können wir denn tun, um helfend einzugreifen?weiterlesen

Dieser Frage gegenüber müssen wir einmal erkennen, dass es eine therapeutische Problematik ist, um die es geht und dass damit das WIE sehr ins Zentrum rückt.

Dh. wenn wir nach dem WAS fragen unseres Tuns, so könnte es sein, dass wir das WAS gar nicht erkunden können, wenn wir nicht das WIE ermessen können!

Es kehrt sich vielleicht die Rangfolge gleichsam um: um die Diagnose überhaupt richtig zu treffen, müssen wir schon die Therapie als Potenz beherrschen.
Dh. die Therapie ergibt sich nicht als Folge der Diagnose, sondern – wie das Gute das Primäre ist und das Übel nicht aus sich selber zum Heile aufwachen könnte, sondern das Gute es dazu erweckt – so müssen wir uns erst prinzipiell mit dem Therapeutischen vereinigen, um das WAS überhaupt richtig zu erfahren.

8. Januar 1958

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September 2021

Denken und Mysterium

Wenn man mit dem heute gewohnten Denken die Realität des Mysteriums nicht zu erfassen vermag, so darf man daraus aber nicht einfach das Recht ableiten, dieses Mysterium in das Feld der sog. blossen «Mystifikation» abzuschieben.weiterlesen

Das wäre erst erlaubt, wenn man dem Denken selber eine totale Realitätspotenz zuschreiben dürfte – was wiederum, und gerade aus der Wesenheit des Denkens heraus, nicht anders zu erreichen ist, als durch klar-bewusste Prüfung dieses Denkens selber. (Kritik des Denkens vor sich selber.)

Anderseits kann man nun dieser Aufgabe aber nicht – wie es allgemein üblich geworden ist, sei es durch die Kirchen und Bekenntnis-Bewegungen, sei es durch die von Kant «angeführte» Philosophie der Neuzeit – einfach das Denken begrenzen und das Mysterium gleichsam durch geistige Ko-existenz zu retten versuchen. Denn damit wird man es für den modernen Menschen erst recht verlieren, weil ihm damit der Zugang mit dem ihm eigenen Bewusstsein verschlossen wird.

Eine Lösung gibt es erst, wenn es uns gelingt, das Denken selber zu einem «Instrument» zur Erfassung und Empfindung und Gestaltung des Mysteriums zu steigern. Dabei wird das Denken selber zu einer Art der Berechtigungsform, in welcher das Ich des Menschen Zugang zum Mysterium sich zu erschliessen vermag, ohne in das Heilige einzubrechen, bevor man dazu die nötige Reife erlangt. Die Postulate nach Charakter- u. Moralbildung werden in dieser Weise praktisch ernstgenommen, während die heute übl. Methode sie bloss endlos fortlallt, ohne einen Schritt zu wagen!

25. April 1963

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August 2021

Wieso darf man dem Zweifel glauben?

Wenn der Mensch in das Stadium des Zweifels geraten ist, so sind damit für ihn die tragenden Mächte der Wirklichkeit erschüttert, …weiterlesen

… hat er keinen Zugang mehr aus seinem Eigenwesen. (deshalb hilft auch die Anweisung der Kirchen nichts.) Man muss aber konsequenterweise auch fragen, wieso der Mensch an die Sinne glauben soll, ja wieso er an den Verstand, an die Logik, an die Mathematik glauben soll. Dass die moderne Wissenschaft diese Frage ganz einfach unterdrückt, ist für sie gerade eine Kardinal-Sünde. Denn sie wirft ja der Theologie und dem Gottes-Glauben vor, sie seien nicht nachweisbar. Der Glauben an den Glauben sei ein blosser «Köhlerglauben», ein blosses Vorurteil, ein Zeichen für ein unkritisches Bewusstsein.

Das trifft wohl zu. Aber man darf dann selber nicht genau in denselben Fehler verfallen; man darf die Axiomatik des Glaubens, die man nicht zu durchschauen vermag – wie es ja geradezu als Definition des Glaubens heisst – nicht einfach durch eine Axiomatik der Sinneswelt oder des Verstandes ersetzen. Tut man das, so ist man genau so «dogmatisch» befangen wie die Kirchlichkeit auch. Man hat einfach die Erfahrungs-Welt vertauscht. Anstelle der alten lebensvollen Gottes-Erfahrung tritt nun die abgeschattete Erfahrung dessen, was sinnlich noch wahrnehmbar geblieben ist. Man gerät in eine «Verengung» der Erfahrungs- und Erlebnis-Möglichkeiten; nicht aber in eine neue Welt.

Erst wenn das Denken als Denken zur Erfahrung erhoben wird, wenn es also nicht als bloss sinnlich feststellbare Tatsache genommen wird, sondern wenn es als denkende Aktualität in seinem Wesen erhellt wird, tritt eine neue Erfahrung- und Erlebniswelt ein. Das Denken ist eine Tatsache, die ihre Axiomatik nicht bloss «vor sich» hat; sondern die sie auch als immanente Realität in sich trägt und damit gegenwärtig. An das Denken darf man dann glauben, ohne rückfällig zu werden, wenn man sein denkendes Wesen denkend erfahren hat.

2. April 1963

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Juli 2021

Keine Hilfe aus dem Religiösen

Wenn von gewissen Wissenschaftlern unserer Zeit die Sturheit der bloss quantitativen und kausalistischen Weltbetrachtungsweise eingesehen wird – (vergl. z.B. W. Heitler «Der Mensch und die naturwissenschaftliche Erkenntnis») – …weiterlesen

… so muss doch sofort und mit Nachdruck auf die neue Gefahr der Illusionisierung aufmerksam gemacht werden. Es hilft nicht, wenn wir der Primitivität des kritischen Bewusstseins, wie es uns die Wissenschaft bisher beschert hat, zu entfliehen versuchen, indem wir in die sogenannte Welt des Glaubens einzudringen versuchen! Das wäre bloss eine luziferische Verschiebung der Problematik und eine abermalige – und überdies noch viel ärgere und bedrohlichere – Abirrung als sie der Materialismus bedeutet!

Helfen kann uns bloss die präsente Ausbildung eines kritischen, nicht mehr naiven und bloss empfindungsseelenhaften Bewusstseins! Wir müssen das Qualitative ebenso genau und diszipliniert zu erfassen lernen, wie wir das Quantitative in der Wissenschaft erfassen gelernt haben.

Die Wissenschaftlichkeit hat eine Verantwortung in der Welt, der sie nicht durch Regress auf die (von ihr so lange und prinzipiell bekämpfte) Religiosität ausweichen kann und darf! Auf dem Weg zur Religion befindet sie sich erst, wenn es nicht ein verzweifelter Rückgriff ist; sondern wenn sie eine neue Würde erarbeitet hat, aus der heraus der Mensch wieder fähig ist, das Ganze anzuschauen, in neuer und in höherer Glaubenskraft als früher.

5. November 1962

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Juni 2021

Zum Problem der Gnade

Wenn der Mensch, ohne zuerst sein Bewusstsein zu verwandeln, über die GNADE sich Vorstellungen zu machen versucht, so gerät er auf Abwege.weiterlesen

Denn die Welt der GNADE ist eine Welt in einer «Dimension», die dem gewöhnlichen Vorstellungsvermögen ganz und gar entzogen ist. Er wird sie daher unweigerlich verkehrt deuten.

So entsteht u.a. sehr leicht die Meinung einer Art spiritueller Passivität. Wenn man sagt, das Gelingen sei dem Menschen entzogen, es gehöre dem GNADEN-Wirken an, so gilt bloss negativ, dass der Mensch diese Wirksamkeit nicht herbeizwingen kann, dass ihm die Verfügungsmacht darüber fehlt. Aber es ist mit dieser negativen Feststellung sehr wenig gesagt, das Allerwenigste in Bezug auf das, worauf es in diesem Felde ankommt. Es kommt vor allem viel zu wenig zum Ausdruck, was für eine unerhörte Aktivität vom Menschen verlangt ist, um überhaupt in das Feld der GNADEN-Möglichkeit zu gelangen, um in die Situation zu kommen, dass ihm das Gelingen entzogen ist, und er dennoch nicht einfach sagen kann, es komme hierbei auf ihn doch nicht an und es habe auch keinen Zweck sich einzusetzen.

Die spezifische Aktivität, die da vom Menschen gefordert wird, ist die Potenz des Opfers, die mit dem Worte Hingabe aber bloss gleichsam ahnungsweise angedeutet ist. Der Verzicht ist auch wieder bloss die negative Seite dieser Hingabe, deren eigentliches Wesen in einer Art Über-Zeugung besteht, in einem Akt, der das Format des Schöpferischen noch weit übersteigt. Es handelt sich hierbei gleichsam um Produktion von Ewigkeit, um Eingang in das Feld der Substanz, die unerschaffen ist, die ewig ist, als wirkendes All.

26. März 1961

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Mai 2021

Gedanken und Güte

Wir müssen ein Denken entwickeln lernen, in dem nicht nur formale Richtigkeit lebt, sondern Güte wesenhaft wirkt.weiterlesen

Wir müssen unsere Gedanken so gestalten, dass sie zum Leibe für die Liebe werden können.
(dass wir Liebe über Gedanken in die Welt tragen müssen, das hängt zusammen damit, dass der heutige Mensch nur über Gedanken ganz auf die Erde kommen kann!)

14. April 1952

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April 2021

Problem des Jenseits im Diesseits

Das Oster-Mysterium wird noch immer in der atavistischen Denk- und Vorstellungsweise zu erfassen versucht … weiterlesen

… in einer Bewusstseinshaltung, die der Welt entspricht, in der es gerade dieses Osterereignis nicht gibt und nicht geben kann. Deshalb die so grosse Schwierigkeit damit fertig zu werden.

Es stellt sich hier zuerst einmal das Problem des NEUEN! Wie kann ein Neues überhaupt erfasst werden? Ein Neues, wenn es effektiv neu ist – und nicht bloss ein Altes in einem veränderten Gewande – kann ja mit den bisherigen Mitteln gar nicht erfahren werden, weil diese ja auf Bestehendes gerichtet und gezüchtet sind. Woher aber die Kraft zum Wandel? Und woher auch die Wegweisung für den Wandel? Wie kann man die Methoden erarbeiten für etwas, zu dessen Erkenntnis gerade die neuen Methoden nötig sind?

Es muss im Problem schon etwas leben, das uns auf das NEUE hinweist. D.h. konkret, auf die Ostertatsache bezogen, dass eine prägende Wirkung von der Tatsache Ostern selber ausgehen muss, die am Menschen im Sinne einer Bewusstseins-Bildung arbeitet und ihn nicht mit der Zeit dahinbringt, das SEIN auch mit dem BEWUSST-Sein zu erfassen.

Das neue Bewusstsein wird dann auch fassen, dass das neue «Jenseits» zwar nicht ein Diesseits ist, aber dass es im Diesseits gleichsam zur Gestaltung und Auswirkung gelangt. «Mein REICH ist nicht von dieser Welt» gilt uneingeschränkt. Aber es heisst nicht, dass das neue REICH ein Reich des Jenseits ist; sondern es bedeutet, dass es ein REICH ist, das bloss durch die «Pforte des Diesseits» erschlossen werden kann.

Die Ostertatsache ist ein Mysterium, das in der ständigen Gefahr der Missdeutung steht. Denn das Oster-Mysterium weist auf das REICH, es ist die Geburtsstunde des REICHES, das nicht von dieser Welt ist, das aber vom Bewusstsein d.h. also vom Menschen bloss verstanden werden kann, wenn er selber eine Stufe gewachsen ist und gewisse Prüfungen gemeistert hat! Das neue REICH tendiert in eine Richtung, die in einem gewissen Sinne ähnlich ist mit der alten Welt, aus welcher der Mensch ja entsprungen ist. Der neue Adam hat eine gewisse – aber doch täuschende – Ähnlichkeit mit dem alten Adam! Und da besteht ja gerade die Problematik für den Menschen. Er denkt sich die neuen Tatsachen im Stile der alten Welt – und das Tragische dabei ist, dass in einem gewissen Sinne ja das Neue auch wieder das Alte – (aber eben, und darauf kommt es an!) in verwandelter (und nicht bloss anders arrangierter Gestalt!)

Es kommt eben nicht einfach darauf an, dass der Mensch die geistige Welt erreicht – sondern es kommt darauf an, wie er diese geistige Welt erreicht, d.h. ob er sie als ein Verwandelter erreicht. Ja, in einem gewissen Sinne liegt das NEUE beim Menschen selber. D.h. er selber ist es, was erneuert und verwandelt werden muss! Das neue REICH ist in einem gewissen Sinne – um eine sehr unzulängliche Formulierung zu gebrauchen – ein «jenseitiges» REICH. Aber wichtig ist, dass es ein REICH ist, das durch die Prüfungen der IMMANENZ aufgetan wird und dass es demnach kein Reich der Transzendenz, sondern ein REICH DER EMANENZ ist.
Die Richtung – und dies im allerumfassendsten Sinne verstanden – ist eine ganz andere! Und so bekommen eben dieselben Realitäten eine ganz verschiedene Bedeutung, je nachdem wir auf dem Ab-stieg oder auf dem Auf-stiege uns befinden.

Ostersonntag, den 29. März 1959

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März 2021

Wesen der Ordnung im Geistigen

Wie die Ratio im physischen Bereiche, so ist die Moralität im Bereiche des seelischen und geistigen Leben das Ordnungsmass.weiterlesen

Man darf daher die geistigen Zusammenhänge niemals nach den Kriterien des Rationalen abschätzen, weil man damit einen Massstab an die Dinge heranträgt, der ihrem Wesen total fremd ist.

Die Erkenntnis der Moralität als Kriterium ist auch wichtig für das soziale Leben. Die sozialen Zusammenhänge können ebenfalls nicht nach rationalen Gesichtspunkten gemessen werden, sofern sie auf den MENSCHEN, als einem irrationalen, geistigen Wesen, passen sollen.

Wichtig für den modernen Menschen ist hingegen, dass er dieses Ordnungsmass des Geistigen ebenso ins klare Bewusstsein zu heben vermag, wie das Mass der Ratio. Es heisst das: Der moderne Mensch muss, um den Bedürfnissen des seelischen und geistigen und sozialen Lebens gerecht zu werden, ein neues Bewusstsein sich erringen, das wesentlich weiter und umfassender ist, als dasjenige des bloss rationalen, logischen Verstandes.

Notiz 1952

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Februar 2021

Überwindung des Gewalt-Denkens.

Die radikale Überwindung des Gewalt-Denkens und des Gewalt-«Prinzips» überhaupt.weiterlesen

Es ist schrecklich, wieweit heute das Gewaltprinzip immer noch das entscheidende ist, das heisst, wieweit die Menschen – trotz Friedensgeplätscher – im Grunde doch nur an die Gewalt glauben. Wenn es irgendwo draufankommt, so greifen sie doch zur Gewalt. Das heisst, wo Entscheidungen zu treffen sind, da vertrauen sie dem schönen Friedensgedanken nicht!

Deutlich ist dies unter anderem im Wirtschaftsleben, wo die Probleme der Härte auftauchen.
Es kommt darauf an, die Härte menschlich zu vermitteln!

Es kommt darauf an, den Menschen zu lernen, wie Ziele erreicht werden können, ohne das mit Gewalt zu tun. Sie müssen lernen – und das ist gerade das Kernprinzip der Freiheit – das Wollen so mit Einsicht zu erhellen, dass es sich harmonisch mit der Wirklichkeit zu verbinden vermag!

Notiz 1951

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Januar 2021

Frieden in der Wirtschaft

Der Frieden in der Wirtschaft kann – als echter Frieden – nicht durch nachgeben erreicht werden.weiterlesen

Nachgeber-Positionen sind ja blosse «Warteplätze» für besseres Wetter!

Wenn wir in der Wirtschaft Frieden wollen, so müssen wir wissen, dass die Wirtschaft eine harte Sache ist und wir den Frieden in dieser Härte eben nicht einfach mit quantitativen Methoden erreichen können.

Der Frieden in der Wirtschaft verlangt – gemäss der Wirklichkeit und ihrer Härte, in der er errungen werden muss – einen höchsten Einsatz. Es gilt, Spannungen fruchtbar zu machen, nicht einfach «Dampf abzulassen».

Notiz 1951

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Dezember 2020

Notwendigkeit der Ordnung

Der «Ort» jedes Dings.
Alles in der Wirklichkeit hat seinen «Ort», der ihm wesensgemäss zukommt.weiterlesen

Die Wirklichkeit ist nicht willkürlich. Wie z.B. jeder Ton in der Matthäus-Passion von Johann Sebastian Bach dem ihm sicher und präzis zukommenden Ort hat, der nicht geändert werden darf, ohne den Wert des Ganzen zu beeinträchtigen, genau so haben alle Probleme in der Welt eine genau anzugebende Position, innerhalb sie erschaut und aufgegriffen werden müssen.

Dies ist heute ein schwerwiegendes Problem. Denn die moderne Wissenschaft hat es schliesslich so weit gebracht, dass ihre Ordnung zur blossen Systematik herabgesunken ist.
Die Ordnung ist nur noch der Logik entnommen, nicht aber mehr den zu ordnenden Dingen und Verhältnissen. Deshalb wird diese moderne Ordnung auch immer Wesensfremder und führt immer mehr zum Gegenteil dessen, was man eigentlich erstrebt!

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November 2020

Von der Würde des Alterns

In Anstand kann heute kein Mensch mehr altern durch das blosse Durchmachen des Zeitablaufs.weiterlesen

Der blosse Zeitablauf macht einem zwar älter, aber er gibt einem nicht mehr die Würde mit. Die Reifung ist beim Menschen durchaus kein bloss natürlicher Akt. Sondern zur Hauptsache ein Akt der moralischen Entwicklung.

Das Altern darf heute nicht nur ein Abschwächen der irdischen Möglichkeiten und Begehrlichkeiten sein. Sonst wird das Altern eben zur Ruinen-Bildung.
Es muss das Altern – das die Beschneidung der irdischen Möglichkeiten unweigerlich mit sich bringt – vielmehr ganz positiv dazu führen, dass man sich aktiv über diese Möglichkeits-Beschränkung hinweghilft. Es muss eine Raffinierung eintreten. (In der Beschränkung zeiget sich der Meister.)

Das Altern ist gewissermassen ein Prozess der dem künstlerischen Schaffen, als Prozess gemeint, ähnlich ist. Mit einem Minimum an Aufwand wird ein Maximum an Wirkung erzielt. Die Einfachheit des Lebens ist nicht eine Resignation, sondern sie entspringt aus der Meisterung der irdischen Situation. Aus einer profunden Kenntnis der Erscheinungsformen und der Befähigung aus ihrer Fülle das Gültige zu erfassen! Man hört auf durch die verwirrenden Möglichkeiten der Sensation ergriffen und illusioniert zu werden. Man verbindet sich mit dem Strom des Wesentlichen und beginnt den Fluss der Erscheinungen in ihrer Vergänglichkeit zu erkennen.

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Oktober 2020

Überwindung der Kontrolle

Das blödsinnige Wort «Kontrolle» sollte endlich überwunden werden … weiterlesen

… durch einen dem Wesen der Freiheit gemässen Ausdruck.

Freiheit ist an Ziel-Erfüllungs-Bedingungen gebunden! «Kontrolle» geht aber zuviel nach «rückwärts», zuviel auf SEIN, anstatt auf das WERDEN..

Aus «Bildung Verantwortung Freiheit» von Carl Oechslin (S. 43)

September 2020

Zum Erkenntnis-Problem

Die heutige Auffassung vom Erkennen lässt dieses immer wieder im Wissen gipfeln.weiterlesen

Wenn man etwas weiss, so glaubt man am Ende des Erkennens zu sein. Darin steckt ein gefährlicher Irrtum.

Das Wissen ist bloss die unterste Stufe des Erkennens. Gleichsam eine Art von «Material», eine Art «Ausdrucksweise», im Sinne einer Sprache als Verständigungsmittel vorgestellt. Mit Hilfe des Wissens kann man miteinander über etwas reden. Aber das Wissen selber ist bloss eine Art von Schablone und eine Art von Erinnerung an das Wesen, um das es geht!

Die zentrale Aufgabe ist die Organ-Bildung, die Heranbildung von Erfahrungs-Organen, womit der Mensch überhaupt das Wesentliche wahrzunehmen und zu erleben vermag. Dazu dient dann das Wissen gleichsam als Schablone, als eine Art von «Modell», an dem man sich heranschulen kann.

Die oberste Stufe des Erkennens aber ist die Stufe der Hingabe, des Opfers, der Intuition, Hingabe des Selbstes für die Welt. Hier geht das Erkennen in Lebenskraft über.

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August 2020

Wort als Tatsphäre des Menschen

Die Tat des Menschen ist eigentlich bloss dann gerechtfertigt, wenn die Tat zugleich eine «Inkarnations»-Stätte für den LOGOS zu bilden vermag.weiterlesen

Die Tendenzen der Zeit aber versuchen dies ständig zu verdecken und zu verfinstern und wollen den Menschen in die blosse Sphäre der sog. irdischen Tat – gleichsam der mineralischen Sklerose bannen.

In der Faust-Szene, wo Faust versucht die Bibel zu übersetzen – was sich zugleich alsobald als eine Illusion erweist, als ein Irrweg für die heutige Menschheit – zeigt sich auch bildhaft, wie der «Pudel» sich dagegen wehrt, dh. woher die Verführung kommt, die dem Menschen den Blick auf den LOGOS verfinstert. Und es zeigt sich, dass es darauf ankommt, dass man «des Pudels Kern» erkennt, dann muss er sich entlarven und man kann dann mit ihm durch die Welt gehen.

Es ist zu prüfen, was es ist, das Faust auf das «Knurren des Pudels» aufmerksam macht! Dh. eine besondere Wachsamkeit bei Faust macht ihn auf den störenden Einfluss aufmerksam, dessen Wesen ihm vorerst nicht erfassbar ist.

Diese Wachsamkeit ist ein Element, das vom Menschen gefordert ist; dh. es ist eine Bedingung, die vom Menschen erfüllt werden muss, wenn er den Weg der Freiheit und Selbständigkeit gehen will.

Es fragt sich dazu, wie es mit dem Vermögen bestellt ist, diese erste Bedingung zu erfüllen – oder umgekehrt, was vorliegt, wenn der Mensch diese Bdg. nicht erfüllt. (Hier liegt nämlich nicht mehr Ur-Schuld vor, sondern erste persönliche Schuld, eine Liederlichkeit, die zu Lasten des Menschen geht!)

Es muss also im gesunden Menschenverstand eine Potenz vorliegen, die den Menschen potent macht, selber schon etwas zu tun!
Es handelt sich hier um das Keim-Mysterium des Ich-Werdens, geradezu um die Entscheidung darüber, ob ein Ich-Weg überhaupt begonnen werden kann.

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Juli 2020

Vom Denken im Lebendigen

Im Anschluss an ein VfU-Gespräch mit Max Rapold, u.a. über die Probleme einer gegliederten Darstellung, taucht auch wieder einmal das Problem des «spiralförmigen Denkens» auf, das CO. sooft zum Vorwurf gemacht wird.weiterlesen

Denn der subalterne Pragmatiker im heutigen Menschen will immer direkt auf die Lösung los und vergisst dabei, dass er dabei immer das Lebendige abstreift und bloss eine «dürre Abstraktion» in den Händen hält!

Neben dem methodischen Problem, wie man diese «spiraligen Bewegungen» im lebendigen Denken verdeutlichen und als methodisches Gesetz aufzeigen kann, stellt sich auch die Frage danach, wieso sich der Mensch von heute sosehr aufregt, wenn er dieser «Spiraltendenz» begegnet? Wieso ist ihm diese innere Bewegtheit des Denkens nicht genehm, wieso so unsympathisch? Ist es eine persönliche Angst, dass diese Bewegtheit das Eigenwesen herausfordern könnte? Dass diese Bewegung eine Erfüllung durch die eigene geistige Aktivität erfordern (könnte) – während das dürre Verstandesdenken das Ich ruhig schlafen lässt, resp. dessen Aktivität auf das Jammern verlegt und «in die Kirche treibt» (anstatt die Nachfolge CHRISTI tatkräftig anzutreten, erlaubt das Verstandes-Denken einerseits einen krüden Pragmatismus und Materialismus, zugleich aber eine mehr oder weniger heuchlerische «Gottesklage» über das verlorene Paradies!)

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Juni 2020

Vom Wesen der Kritik

Fortsetzung und Schluss von April + Mai 2020

Dritte Stufe der Kritik:
Diese dritte Stufe bringt dann die Erfüllung des kritischen Vermögens. (jenes «Tropfens» göttlicher Urkraft, das dem Menschen in der Form des Intellekts – das heisst unzulänglich noch – übergeben worden ist, damit er’s wandle und etwas daraus mache.)!
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Von der gesicherten Grundlage aus und mit der Potenz der Selbst-Disziplin, kann der Mensch nun erst eigentlich an die sog. Lösung der Probleme gehen, dh. eine kritische Antwort geben und darin die erste Stufe der Kritik, die Frage, überwinden.

Aus der bloss statischen Stufe der Negativität steigt er auf zur rhythmischen Stufe der Positivität. (die ja nicht bloss das Gegenteil von negativ ist, sondern ein Zwischending, gleichsam eine wandelnde Potenz, die dem Negativen etwas aus jener Welt zuteil werden lässt, die man als die Erfüllung bezeichnen kann. Die Erfüllung ist mehr als positiv; positiv ist nur das, was noch in der Auseinandersetzung mit dem Negativen wirkt. Die Erfüllung ist überhaupt erhaben über das Negative und dessen Wandelung durch das Positive.) Und von der Positivität steigt er schliesslich auf zur dynamischen Erfüllung, zu jenem Schöpferischen, das sich nicht nur im Mittleren bewährt (als Selbst-Kritik und Grundlegung) sondern im Wirken gross wird. (hier kommt man an die Mysterien des göttlichen Schöpferwirkens.)

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Mai 2020

Vom Wesen der Kritik

Fortsetzung vom April 2020

Zweite Stufe der Kritik:
Die schaffende Kritik, die Kritik dem eigenen Wesen und seinen Grundlagen gegenüber, die Selbst-Kritik.
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Diese wird durch das Wesen ihres «Gegenstandes», eben des Eigenen, des Selbstes, des Ichwesens zur positiven Kritik. Dasjenige Vermögen, das vorher in der negativen Kritik vorerst nur «von aussen» her wirksam geworden ist und über das man selber durchaus noch nicht Klarheit hatte, wird nun durch die Anwendung auf das Ich gezwungen, selber vor sich zur Kritik und Rechtfertigung anzutreten. Es gibt am «Ich-Punkt» keinen weiteren Regress mehr. Entweder man verzichtet einfach plötzlich und völlig unbegründet auf die Fortsetzung einer kritischen Haltung, sobald man auf das eigene Ich stösst – oder man stösst eben weiter und kritisiert auch das eigene Ich.

Hört man einfach auf, so darf man nicht weiter behaupten, kritisch zu sein und ernstgenommen zu werden.

Dringt man jedoch ins Ich vor, so geschieht etwas, was ganz neu ist: man wendet gleichsam die Logik, die bisher «auf die Welt» angewandt worden ist, auf sich selber an, dh. in sich selber und das führt zur Disziplinierung. Das Ich wird gleichsam gezwungen, sich selber gleich zu werden, vor sich selber standhalten zu lernen, sich als «Punkt» zu rechtfertigen, sich im Zusammenhange zu konstituieren.

Es muss aufhören, als «Punkt» bloss ein End-Produkt zu sein. Es muss eine Wandelung durchmachen und damit dann neu «geboren» werden gleichsam, als ein Anfangs-Punkt, als ein Punkt, von dem eine neue Entwicklung ausgehen kann.

Das aber heisst mit andern Worten: das Ich wird von einem bloss passiven Wesen zu einem aktiven und aus der disziplinierten Aktivität heraus zu einem wahrhaftig schöpferischen Wesen.

Und die erste schöpferische Potenz dieses Ich ist eben die Tatsache, dass es sich Grundlagen schafft, auf denen es im Dasein wirken kann!

Schluss im Juni 2020
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April 2020

Vom Wesen der Kritik

Erste Stufe der Kritik:
Die fragende Kritik, das heisst die Kritik «von aussen», oder auch die eigentlich bloss negative Kritik, die Bezweiflung.
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Im Prinzip das, was CARTESIUS getan hat und worüber hinaus die moderne Philosophie und Erkenntniskritik leider noch nicht gekommen ist – mit Ausnahme von Dr. Rudolf Steiner.

Ein sog. «kritischer Mensch» ist heute derjenige, der alles (oder mehr oder weniger alles, schon da ist der moderne Mensch wenig konsequent!) auf seinen Standort bezieht und von bestimmten Grundlagen her diskutiert, die selber jedoch nicht wieder kritisch durchleuchtet und gerechtfertigt worden sind.

Damit reduziert sich diese erste – und heute fast allein bekannte – Form der Kritik auf eine recht fragwürdige Angelegenheit. Wenn am Schlusse derartig kritischen Vorgehens dann einfach beim eigenen Nichts angehalten wird, so zerfällt damit die ganze Kritik wieder – wie bei CARTESIUS auch und man kann sich sehr wohl fragen, weshalb überhaupt der ganze Prozess vorgenommen wurde.

Wird jedoch am Ende dieser Kritik die eigene Fragwürdigkeit erkannt, gleichsam als letzter Gegenstand der kritischen Bemühungen, so ergibt sich eine Möglichkeit der Wendung! Wenn man erfasst, dass ja die eigene Kritik genau so viel wert ist, als das eigene Fundament, so wendet sich von nun an die Kritik diesem eigenen Fundamente zu.

(CARTESIUS «rettet» sich über diese unbequeme Arbeit hinweg durch einen logischen Schluss – der aber ein Kurz-schluss ist. Das «ergo» ist total falsch: denn in Wirklichkeit ist sein Sein nicht etwa die Folge, sondern die Voraussetzung für sein Denken. Es handelt sich hier um eine Art Rück-schluss, dh. aber, dass das ihn bewegende Problem nach dem Wesen des eigenen Seins gerade nicht gelöst wird. Es wird vielmehr vorausgesetzt und kann infolge dieser Voraussetzung dann auch rück-geschlossen werden! – Mit dem dubito ergo cogito ist man am Ende der Logik, man greift da wieder ins Existenzielle hinein, das seinerseits die Grundlage für jede logische Betätigung ist. Die einzige Erkenntnis, zu der CARTESIUS eigentlich auf diesem Wege neu kommt, ist die lebendige Erfahrung, seine Aktivität, die er im Denken und Fragen betätigt hat.)

Fortsetzung im Mai 2020
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März 2020

Zur Postulierung des Bewusstseins-Wandels

So unerlässlich der Wandel des Bewusstseins ist, so wichtig ist es zu erkennen, dass mit blossen Postulaten wenig oder gar nichts auszurichten ist! weiterlesen

Meistens wissen die Menschen nicht einmal, was mit Bewusstsein gemeint ist. Es muss zuerst einmal die «Sache» selber deutlich gemacht werden. Es muss beschrieben werden, wie entscheidend für alles Handeln und Wandeln des Menschen es ist, was der Mensch für sich selber denkt, fühlt und trachtet. Seine «Mentalität», seine Denkweise, seine Empfindungskraft und seine Strebensart.

Sodann muss auf die Schulungs-Wege aufmerksam gemacht werden – wobei in einer ersten Phase der Belehrung gleichsam eine Art «unbewusste Bewusstseinsarbeit» zu leisten ist. Diese Phase aber muss – zumindest wo es um die Potenz zur Gestaltung des Sozialen geht – durch eine bewusste Arbeit am Bewusstsein ergänzt werden. Denn im Sozialen ist gleichsam die «existenzielle Substanz» – wie sie dem Sein in der Natur-Welt entspricht – etwas, was ohne persönliche Aktivität gar nicht vorhanden ist! Die «Basis» der sozialen Welt ist das bewusste Bewusstsein des Humanen, das dem Menschen nicht geschenkt werden kann; sondern das er bewusst erringen muss. Denn im Sozialen bewegt sich der Mensch in einer Welt und in Problemen und Aufgaben, die real sind bloss für das Ich-Wesen in seiner eigentlichen Eigen-Realität. (die soziale Welt ist, genau besehen, die Innen-Welt des Menschen-Wesens.)
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Februar 2020

Zum Problem der Kreatur

Wenn die Menschen heute je länger je mehr in die Gefahr geraten, zu blossen Kreaturen der Mächtigen zu werden, so ist darin die konsequente Entwicklung einer Theologie zu erblicken, … weiterlesen

… die ausgeht vom Menschen als der Kreatur Gottes – und die aber die Erweckung des Göttlichen und Schöpferischen im Menschen selber nie richtig erkannt und anerkannt hat. So musste der Mensch vergewaltigt werden sobald die alte Gottesvorstellung ihre Verbindlichkeit für den Menschen einzubüssen begann – bis schliesslich die Apparatur der Wissenschaft und die Abstrusität ihrer Hypothesen an die Stelle des Schöpfers getreten ist und real-wirkend und empirisch erfahrbar für den Menschen als ein «schöpferisches» Prinzip machtvoll über ihn zu verfügen beginnt!
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Januar 2020

Humanisierung im Alltag

Humanismus als Realismus hat sich immer wieder vor der schweren Aufgabe der Vertrauensbegründung unter den Menschen in der Arbeitswelt zu bewähren. weiterlesen

Dabei gilt es den scheinbaren «Realismus» des Misstrauens und die naive Gutmütigkeit zu überwinden und das Vertrauen auf das Wissen um die höheren moralischen Kräfte im Mitmenschen zu bauen und diese zu wecken und helfend zu fördern.

Im Gespräch mit dem Mitarbeiter müssen wir ein fundamentales Prinzip der Gemeinschaftsbildung erkennen. Erste sorge ist dabei die Schaffung einer fairen Gesprächsebene und die Sicherung des freien Wortes. Weiter gilt es zuhören und schweigen zu lernen und aus dem «Jargon» des Partners immer wieder liebevoll herauszulesen, was eigentlich von ihm gemeint ist. Vergessen wir auch nicht, dass ein gutes Wort im Tagesablauf immer wieder Wunder zu wirken vermag.

Aus «Schwerpunkte Unternehmerischer Verantwortung» von Carl Oechslin (S. 150)

Dezember 2019

Erkenntnis und Sozialleben

Das Soziale ist nicht ein «Gegenstand» im hergebrachten Sinne. Mit der blossen Betrachtung ist es nicht getan! Die Erkenntnis ist – auch wenn sie zu einer schöpferischen Potenz geworden ist – bloss eine Art Vor-Stufe. Entscheidend ist, dass getan und gelebt wird. weiterlesen

Aber das darf nicht dahin missverstanden werden, als könnte man das Erkennen gleichsam «überspringen»! Als komme es so auf das (sog.!) Tun an, wie man das heute üblicherweise versteht: nämlich als ein Tun, das nicht gemeistert ist von klarer Bewusstseinskraft, dh. das also auch nicht klar verantwortet werden kann, weil es eigentlich bloss «tranceartig» vollzogen wird, wie bei den meisten sog. «Praktikern». (hier bloss die Erfolgreichen einbezogen und diejenigen, die noch ein wenig «sorgfältig» aussehen!)

Recht verstanden heisst es: das Erkennen ist nicht das Ende, sondern eine blosse Vor-Stufe, aber eine, die gemeistert sein will, wenn es in der rechten Weise weitergehen soll.

Wie aber steht das Erkennen nun zu der nachfolgenden Stufe des Tuns? (das als das wesentliche Zentrum des Sozialen zu bezeichnen ist). Wie steht das Erkennen zum Handeln?

Goethe sagte einmal, das Beste an der Geschichte sei der Enthusiasmus, den sie zu entzünden vermöge! Das kann zu einem Schlüsselwort werden! (aber man muss es ganz konsequent nehmen!)

Erkennen und Tun verhalten sich nicht – wie schon im früheren Zusammenhange notiert worden ist – wie der Bauplan zur Ausführung. Die Erkenntnis ist nicht schon Teil der Lösung, sondern eine Art von Abwehrgebärde gegen das Problem und eine Art von Inkarnations-Vorgang, wenn man ihre Erfüllungsseite anvisieren will. Ihr Ende ist die Zubereitung des Einzugs des Geistes. Ihre Aufgabe ist nicht die Lösung – etwas was da und dort auch in der Wissenschaft gefühlt und (wenn auch pervertiert) ausgesprochen worden ist; z.B. in der Formel, die Wissenschaft habe keine Lösungen zu geben, sondern bloss die Fragen zu stellen.

Effektiv ist die Frage eine Art «Inkarnationsgefäss» des Geistigen. Denn in der gemeisterten Frage, dh. in der Disziplinierung der Frage, taucht ja das Erlebnis des Ganzen auf. Die Frage kann ja gar nicht erlebt werden, als echte Frage, wenn man nicht zum Erleben des Ganzen geführt wird. Erst dieses Erleben des Ganzen führt zum Schmerze des Erlebens des Ausgeschlossenseins vom Ganzen! Und anderseits kann jede Frage auf ihre Echtheit hin überprüft werden, wenn man sie prüft, ob sich in ihrer Verfolgung dieses Erlebnis des Begegnens mit der Vollendung einstellt. Eine Disziplin, die man heute leider nicht mehr lehrt!

Doch zurück zum Thema: die Aufgabe des Erkennens in Bezug auf das Tun. Sie kann geradezu als die Aufweckung der Be-geisterung formuliert werden. Der einziehende höhere Geist – dessen Einzugsweg das Erkennen vorbereitet hat – ist es, der nun die Ziele des Tuns setzt.

Was getan werden muss sagt nicht das Erkennen; das Erkennen sagt bloss ein Was auf einer Vorbereitungs-Stufe. Es sagt bloss, das man den Geist des rechten Tuns und Handelns einziehen lassen muss und es sagt, wie man das macht. Dann aber geht die «Stabführung» an den neuen Geist über! Das Erkennen sorgt dafür, welcher Geist einzieht und damit kommt ihm natürlich eine fundamentale Bedeutung für das Handeln zu! Seine Aufgabe ist es, die Johannes-Taufe möglich zu machen!

Der Herr des Handelns ist der LOGOS. Bloss eine Handlung, die aus dem WORT geboren ist, ist eine Tat, die Segen entfaltet; alles andere ist Un-tat!

Es erklärt das auch das Mysterium, dass mit dem rechten Ziele für das Tun auch die Kraft zum Tun so innig verbunden ist.

Hier liegt eine Riesenaufgabe vor uns; denn es gilt ein neues Bewusstsein zu schaffen für die Welt des Handelns. In der Welt des Erkennens kommt das Ziel vor der Kraft, es zu erreichen. Das Wie ist dem Was gleichsam nach-geordnet. In der Welt des Tuns ändert sich das. Was für Ziele gesteckt werden, das hängt nun plötzlich ab von der Potenz dessen, der sie zu bestehen hat.

Das ist das Zentral-Mysterium des Menschen und seiner Freiheit überhaupt. Denn in der Welt der Freiheit steht die Prüfung über das, was wir sind und die Entscheidung darüber, über das, was wir sein werden! Beides ist in unsere Hand gegeben – und wehe uns, wenn wir uns vergreifen!

Daher auch selbstverständlich, dass diese Welt der Freiheit mit so grossen Hindernissen umgeben ist! Wer sie in der falschen Weise «betritt», wird unweigerlich vernichtet – und zwar im Wesen, dh. end-gültig. (der 2. Sündenfall, der viel entscheidender ist.) Ihm folgt dann noch ein 3. Sündenfall, der so grässlich ist, dass man ihn nicht formulieren kann, ohne zugleich die Welt überhaupt zu vernichten. Erst nach dem Zustand der Total-Vernichtung zeigt sich «etwas», in dem das Erlebnis jener unaussprechlichen Schauderbarkeit möglich sein wird, jener apokalyptischen Tatsache, die mit dem Sturz des Tieres in den Abgrund angedeutet worden ist!
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November 2019

Zum pragmatischen Missbrauch des Verstandes

Es fragt sich, ob die Pragmatisierung des Verstandes – die ein grosses Unglück für die Bewusstseins-Entwicklung der Menschen bedeutet – nicht wesentlich auch darauf zurückzuführen ist, dass das Problem der Fundierung nicht gemeistert worden ist, … weiterlesen

… sondern bloss verschoben wurde. Der Nebel über den Grundlagen verleitet zu einer unsoliden Suche nach dem Lichte!

In der Erforschung der Grundlagen wird nicht etwa eine Basis im Sinne eines «additiven» Aufbaus gefunden. Sondern das Solide und Gültige, das in der Erforschung der Grundlagen gefunden werden kann, besteht gleichsam in einer Art «Loch», im Entdecken, dass dem Bereich der Grundlagen gerade das fehlt, was zur soliden Basis erforderlich ist. Es findet eine Begegnung mit der Fragwürdigkeit statt, die aber nicht bloss im Fragezeichen endigt, sondern die im Entdecken der Möglichkeit gipfelt, das Fragezeichen als ein Art Anruf aus dem Reich des Gültigen zu erfahren!

Es findet die Empirie bei uns Einlass, die uns mit der Problem-Situation des Johannes des Täufers bekannt macht (womit wir gerade den Ansatzpunkt gewinnen). Es findet eine Begegnung mit der Mitte statt in einer Rand-Situation des Lebens und damit die therapeutische Erfahrung, dass man sich auch aus der Rand-Situation wiederum zum Sinnhaften hin zu bewegen vermag.

Zugleich lernt der Mensch sich auch von der falschen Pragmatik fernzuhalten, indem er erlebt, dass der Mensch gar keinen unmittelbaren Zugang zum Positiven hat, sondern dieser Zugang ihm bloss als Chance gegeben ist, dass er ihm aber als Erfüllung je und je auf-gegeben ist! Das Pragma ist also etwas, wozu der Mensch immer erst heranreifen muss!
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Oktober 2019

Zur Methodik des Denkens

1. Die Denkvorbereitung geschieht nicht in Form des Durchdenkens von verschiedenen Möglichkeiten, sondern in Form der geistigen Disziplinierung, der «Schärfen-Einstellung» des eigenen Wesens auf das Ziel der Geistesgegenwart, des Blickes für das Wesentliche.weiterlesen

2. In der Denkübung ist der Habitus des «als ob» nicht erlaubt.
3. Das Ziel der Schulung besteht in der Heranbildung eines werturteilsfähigen Denkens, in der Überbrückung des Gegensatzes von denken und tun, in der Überwindung des eremitenhaften Denkens (von der Logik zur Dialogik). Im Gespräch liegt eine höhere Form der Erkenntnismöglichkeit verborgen. Solches Denken stimmt mit dem Lebendigen überein; es vermag nicht nur das Tote zu analysieren, sondern erfasst den Organismus in seiner Differenzierung.

Das Denken ist nicht «das Ganze», sondern vielmehr erst die erste Stufe eines neuen Bewusstseins. «Was du denkst, das bist du»: Denkschulung führt zu einer neuen Sicherheit über den eigenen Standort, zu einer inneren Lebensführung.

Das Denken ist die Schlüsselkraft unserer Zeit

Man kann möglicherweise Tiere und Pflanzen mit Gefühlen beeinflussen. Maschinen gehorchen nur dem Denken, weil sie selbst Produkte des Denkens sind. Diese Tatsache wird noch zu wenig ernst genommen. Wir sind gegenüber sachlichen Problemen unserer Zeit noch allzu oft in der (antiquierten) «Haltung der Anbetung», während wir anderseits fortwährend neue Gespenster der Technik in die Welt setzen. Darin zeigt sich, dass das unbewältigte Denken zu einer negativen Lebenskraft geworden ist, während es doch ein Grundstein der Freiheit sein könnte. Unabdingbare Voraussetzung dafür ist aber die Überwindung des Relativismus und des Subjektivismus von heute, der sich im wissenschaftlichen Denken am krassesten äussert.

Es ist ein merkwürdiges Zeichen geschwächter Denkkraft, dass man dem Denken gegenüber keine konsequente Kritik mehr aufbringt. Der entscheidende Bruch geschah im Übergang von Thomas von Aquino zu Galilei, in der unbewältigten Ersetzung der göttlichen Autorität durch die Autorität des eigenen Gedankens. Die moderne Denkentwicklung führte zu einem fortschreitenden Abbau der Beobachtungsfähigkeiten, während der Aufbau neuer, kritischer Fähigkeiten vernachlässigt wurde. Die Anwendung solchen Denkens auf die lebendige Wirklichkeit wird immer gefährlicher, weil es die moralische Potenz des Menschen zerstört.

Die «abseitige» Pflege moralischer Kräfte als Ausgleich zum verderblichen Denken vermag nicht wahrhaft therapeutisch zu wirken. Sie bedeutet nicht mehr als ein Pflaster auf eine eiternde Wunde. Vielmehr muss das Denken selbst wieder in die Verantwortung des Menschen gestellt werden.

So sagt Prof. Walter Heitler, Zürich, sehr richtig: «Nicht in der falschen Anwendung der Forschungsergebnisse liegt der Mangel, sondern in der falschen Veranlagung der Forschung schlechthin.»

Das heutige wissenschaftliche Denken nimmt für sich in Anspruch, die Verantwortung für die Gedankenführung auf die Logik abwälzen zu dürfen; in jedem praktischen Berufe würde man solches Tun als verantwortungslos bewerten. Das «Denken im Trance-Zustand» muss überwunden, das Denken als zu verantwortende Tätigkeit erster Ordnung erkannt und ernst genommen werden.

September 2019

Das soziale Problem als Bewusstseins-Aufgabe

Soziale Antworten können nicht starr-fixiert sein. Sie sind Antworten auf das Beweglich-Lebendige und müssen überdies noch «Raum» für die Aktivität des Ich enthalten. (sie können nicht auf der Grammo-Platte übermittelt werden!) weiterlesen

Soziale Antworten können nicht mit dem Bewusstsein erschlossen werden, mit dem man den soz. Fragen begegnet. Sie fordern ein Werden von uns!

Soziale Antworten können nicht mit unverwandeltem Bewusstsein im Ich aufgenommen werden. (wer nicht mehr naiv ist, der muss den Bewusstseins-Wandel vollziehen!)

Soziale Fragen kennzeichnen sich dadurch, dass sie uns je und je kleiner antreffen, als wir sein müssen, um sie zu meistern.

Beweglichkeit sozialer Gedanken

Die Gedanken müssen beweglich sein, weil sie als Lebensgestaltungskräfte wirken sollen.

Mit-Wirkung des Ich bei sozialen Antworten:
Es geht im Sozialen immer darum, dass Ich-Substanz gespendet wird. Die Antworten müssen daher immer so sein, dass sie Ich-Aktivität ausstrahlen und Ich-Begegnungs-Charakter entfalten.

Die sozialen Antworten müssen überdies ständig gleichsam darauf verzichten «Lösungen» zu vermitteln, wie man sich das gemeinhin vorstellt. Denn das Soziale ist ja bloss ein Zwischen-Reich. Die eigentliche Lösung ist immer eine Los-lösung aus dem hiesigen Reich ins REICH, das nicht von dieser Welt ist.
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August 2019

Differenzierung in der Methodik

Im Zusammenhang mit der VfU-Wirksamkeit muss berücksichtigt werden, dass eine Differenzierung in der methodischen Art und Weise gemacht werden muss. weiterlesen

Die Esoterik kann selbstverständlich nicht «corsam publico» dargestellt werden, weil sie in den meisten Fällen die Fassungskraft und den Horizont der Menschen übersteigen würde. Aber wenn für die Unternehmer-Schulung eine esoterische Tiefe gefordert wird, so deshalb, weil erst aus dieser Vertiefung heraus eine rechte Sicht auf die Realität gewonnen werden kann. Um in der Welt des Flächenhaften nicht zu verflachen, muss man die Dimension der Tiefe kennen und daraus die Kräftigung holen, um dem «Tellenhaften» standhalten zu können.

Es müssen, bevor man Erkenntnisse zu beurteilen vermag, die rechten Bedingungen des Erkennens geklärt und beschafft worden sein! (wenn z.B. der Verstand nicht genügen sollte, so hilft uns auch seine meisterhafte Handhabung nichts. Die gute Beherrschung des falschen Instruments ist sinnlos! – wobei am Rande noch zu vermerken ist, dass die wirkliche Meisterschaft sich gerade darin bekunden würde, dass man das Instrument nicht bloss äusserlich beherrscht, sondern sich auch Klarheit über seine innere Wesenheit verschafft – und somit auch darauf kommt, ob es das rechte oder aber das falsche Instrument ist!)

Hier liegt ein Kernproblem unserer Zeit: der mangelnde Spürsinn für das Geistige.
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Juli 2019

Die Realität des Beweisens

1) Beweisen ist eine Art der Gewissheitsvermittlung. weiterlesen

2) Die üblichen Beweise sind bloss tauglich innerhalb der Welt die mechanisch und logisch strukturiert ist, dh. die gezählt, gemessen und gewogen werden kann. Also die Welt der gedanklichen Abstraktion.
3) In der geistigen Welt muss die Gewissheit selber errungen werden! Sie kann nicht mehr logisch gefolgert werden, sondern sie muss moralisch errungen werden! Es handelt sich dort nicht um eine blosse Gedankenoperation, sondern um einen moralischen Werdeprozess.

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Juni 2019

Glauben und Leben

In der Aussprache über die Probleme der letzten Lebensausrichtung, wie sie u.a. auch in der VfU immer wieder anklingen, taucht auch immer wieder die Ansicht auf, … weiterlesen

… die meint, es mit der naiven Gläubigkeit genügen lassen zu können. Nun soll keinesfalls etwas gegen diese naive Gläubigkeit, die Herzens-frömmigkeit, gesagt werden. Wo sie effektiv wirkt, da begegnen wir einer echten Qualität, die unsere Achtung fordert und die uns zur Würdigung veranlasst. Es fragt sich aber, wieweit diese naive Kraft im Leben helfen kann, und – was noch viel wichtiger ist – was denn mit allen denen geschehen soll, die diese Kraft nicht mehr aufzubringen vermögen?

Können sie zur naiven Gläubigkeit zurückgeführt werden? Kann Kain einfach wieder Abel werden? Oder bedarf es da nicht einer regelrechten Neu-Schöpfung der Menschen? (die Herzensfrömmigkeit kann bloss in der Reinheit des Herzens gedeihen!)

So oder so gilt es eine grosse Aufgabe zu meistern! Fassen wir sie konkret an, so werden wir auch feststellen, dass es sich nicht bloss darum handelt, durch die Neu-Schöpfung des Menschen, den NEUEN ADAM, wie ihn Paulus genannt hat, den alten Zustand wiederherzustellen; vielmehr geht es darum, eine höhere Stufe zu erreichen.

Dies drückt sich unter anderem auch darin aus, dass die blosse Gewissheit noch nicht das Ende der Aufgabe bedeutet. Vielmehr müssen wir nun lernen, aus der Gewissheit heraus zu leben.

Auch die stärkste Gewissheit reicht nicht aus. Es muss noch die Kraft zur Vergegenwärtigung errungen werden! Das Fundament genügt nicht. Nicht weil es etwa nicht genügt. Sondern weil das Fundament etwas ist, was seinem Wesen gemäss über sich hinausweist. Es taucht die Aufgabe des WIE auf, der rechten Methodik, das Problem des WEGES, was das eigentliche Anliegen CHRISTI ist der Menschheit gegenüber.

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Mai 2019

Aktivierung des Religiösen heute

Mit blossen Postulaten, wie man es heute üblicherweise tut, kann es keine religiöse Erneuerung geben. Denn der Abfall von der Religion ist nicht etwas, … weiterlesen

… was etwa aus mangelnder Einsicht erfolgte; jedenfalls nicht in dem Sinne, dass der heutige Mensch etwa lediglich darüber orientiert werden müsste, dass Religion wichtig ist, dass er im Sinne «du sollst, du musst» aufgerüttelt werden müsste, um religiös zu werden! Es fehlt heute viel tiefer!

Hilfreich könnte es werden, wenn man einmal studieren wollt, welches die Voraussetzungen für ein religiöses Leben und Empfinden sind. Das würde zwar auch noch nicht heilen, aber es gäbe wenigstens einige Fingerzeige, um die Richtung zu sehen oder zu erahnen, in der gesucht werden muss.

So würde sich unter anderem ergeben, dass der Mensch eine neue Potenz der Einsicht braucht, eine Einsicht, die ihm erlaubt in die Tiefen seiner Wirklichkeit zu schauen. Daraus kann ihm dann die Not-wendigkeit der religiösen Vertiefung aufgehen.

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April 2019

Zur Erkenntnis des Gottes-Sohnes

Wenn man sich einmal vor Augen hält, wie im Evangelium der Vorgang geschildert wird, der zur Erfassung der Gottes-Sohnschaft führt, so muss man auch innewerden, … weiterlesen

… wie ungeheuerliche Schwierigkeiten damit verbunden sind! Es kann sich ganz unmöglich um ein blosses «Wissen um» handeln, um etwas, was mit der geistigen Gebärde des Feststellens zu bewältigen wäre!

Das Erkennen Gottes ist ganz offensichtlich etwas, was die Grenzen des gewöhnlichen Menschenbewusstseins, der menschlichen Fassungskraft überhaupt, übersteigt!

Hier geht es um ein Ergriffenwerden, das die Substanz des Eigenwesens betrifft, um einen schöpferischen Werde-Vorgang, um eine Art «zu sich selber gelangen» der Ich-Substanz, ein Gewinnen der inneren Leuchte-Kraft. Den Gottes-Sohn vermag ein Mensch nur zu erkennen, in dem Grade, als er das Gute will.

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März 2019

Erlebte Sicherheit des Bewusstseins

Der moderne Mensch kann erst dann zu einer Sicherheit des Bewusstseins gelangen, wenn es ihm gelingt, diese Sicherheit im Innenwesen zu erleben; … weiterlesen

… wenn er also mit dem Ichwesen der Welt auch das eigene Ichwesen zu verbinden vermag; wenn er also eine Art soziale Verstehens-Situation zu schaffen vermag; wenn es zu einer Begegnung kommt; wenn die Tatsachen nicht mehr bloss Einsamkeits-Erfahrungen des Berichterstatters bleiben; sondern wenn sie im Wesentlichen nachvollziehbar werden für den andern Menschen; so wie es eben die Gedankenwelt zunächst erlaubt.

Allerdings tritt da die Aufgabe ein, diese Gedankenwelt zu einem höheren Organe zu entwickeln; denn bloss so wird sie potent werden auch tiefere oder höhere Erlebnisse, wie man sagen will, zu schildern und den Einzelnen nicht in der Einsamkeit des Herzens zu lassen!

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Februar 2019

Von der Stätte des Ich-Wesens

Genau so wie jedes Wesen in der Welt eine Art Empfängnis- und Keimbildungsstätte benötigt, um werden zu können, muss auch dem Ich-Wesen eine solche Stätte zubereitet werden. weiterlesen

Das Denken kann eine Art «Werde-Bildungsfeld» für das kommende Ich bilden.

Die eigentliche Kern-Stufe der Keimbildung, das heisst der ersten Stufe der Ich-Wesens-Erweckung, ist die Entfaltung des marianischen Denk-Elementes: des Fühlens im Denken! Da ist die «Mütterlichkeit» für das Werdewesen des Ich-Keimes, in der dieser sich langsam und genial behütet, bilden kann. In dieser Stufe beginnt sich erstmals die neue Aktivität des Ich zu regen; da erleben wir die Geburt eines Neuen, die «Entstehung» des Ich, wenn man so sagen will; das heisst die Erweckung des neuen Wesens (in der Aktivität des Denkens, die sich selber bewusst wird).

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Januar 2019

Woher hat das Ich seine Substanz?

Wenn man das Problem der Selbständigkeit und der Freiheit einmal etwas näher in die Prüfung zu nehmen beginnt, so stösst man sehr bald … weiterlesen

… auf ungeheuerliche Schwierigkeiten, die mit dem üblichen Bewusstseins- und Vorstellungsvermögen nicht gemeistert werden können. Eine derartige Schwierigkeit ist die Frage nach der Quelle des Seins für das Ich. Woher «ist» das Ich? Wo nimmt es seinen Anfang, seinen Ursprung? Und wie steht dann diese Tatsache, dass das Ich irgendwie einmal geschaffen werden musste, mit der Freiheit in Zusammenhang und im Einklang? Wie wird aus dem Fremden, aus dem Andern ein Eigenes? Wie steht es mit der Eigen-art? Ist sie Realität oder blosse Illusion? Es zeigt sich hier offenbar dasselbe Problem, das sich in Zusammenhang mit der Freiheit auch im funktionalen Bereiche stellt: die Frage von Freiheit und Notwendigkeit entspricht dem funktionalen Aspekt, während die Frage nach der Wesens-Substanz des Ich der «inhaltlichen» Problematik der Freiheit entspricht.

Und so wenig Freiheit und Notwendigkeit etwa Gegensätze sind, die sich ausschliessen, sondern Korrelate, die innerlich zusammengehören, genau so wenig schliesst die Tatsache, dass die Ich-Substanz einmal «gestiftet» werden musste, die andere Tatsache, das Eigen-sein des Ich, seine Originalität, aus. Wie der «élan moral» die Schranke der Notwendigkeit überwindet, so erschliesst uns das Mysterium des Opfers das Geheimnis der Ich-Stiftung im Sinne der Freiheit. Das Opfer gibt Substanz, aber es gibt sie zugleich frei, es gibt sie hin, löst sie von sich selber ab. CHRISTUS schenkt dem Menschen aus SEINER ICH-Fülle die Substanz für sein Ich!

Aber um es als Eigen zu erfassen, müssen wir es zuerst erwerben, erringen.

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Dezember 2018

Aus der Dissertation, Seite 175, Anm. 17

Erst wenn man erlebt und durchschaut, wie der Mensch das Erhabenste und Herrlichste, das Schönste und Würdigste ist, das es in der ganzen … weiterlesen

… Wirklichkeit geben kann – seit das höchste Göttliche selbst in die Hüllen des Menschen eingezogen ist und ein irdisches Dasein durchlebt hat – rückt man innerlich in die Lage, ein Vorstellen entwickeln zu können, dem sich das wahrhaftige Bild des Menschen immer mehr zu offenbaren vermag.

November 2018

Aus der Dissertation, Seite 556, Anm. 34

Wieviele, unendlich viele Urteile sind doch ganz einfach von den Vorurteilen des Herkommens, des Milieus, der sogenannten Erfahrung, vor allem … weiterlesen

… aber auch – wenn auch meist unbewusst – vom Wunschdenken her bestimmt!
Dazu kommen dann noch die ebenso unzähligen unterbewussten Vorbedingungen. Diese vermag man vielleicht überhaupt nicht ganz ins Bewusstsein zu heben; aber das ist weniger entscheidend, als die Tatsache, dass man wenigstens weiss, dass diese oder jene Elemente hineinspielen, auch wenn man ihre eigenen Bedingtheiten nicht durchschaut.

Oktober 2018

Aus der Dissertation, Seite 332/333, Anm. 81

Menschengleichheit – im Sinne von Rechtsgleichheit (Anm. CS) – vermögen wir erst dann zu erschliessen, wenn wir … weiterlesen

… die lebendige Menschheit im einzelnen Menschen aufwecken. Im Wesen und in ihrer letzten Bestimmung sind die Menschen eins!

Zum Wesen aber gelangen wir nicht durch Weglassung von Besonderheiten, sondern nur durch positive Erkenntniskräfte, die wesenschauende Stärke entwickeln und Hüllen der Äusserlichkeit zu durchstossen vermögen!

Die Gleichheit der Menschen ist nicht etwas, das ist, ein Statisches, das entdeckt werden kann; sondern sie ist etwas, das schöpferisch erst erschlossen und entwickelt werden muss! Sie entsteht nicht in «dieser Welt», sondern dadurch, dass «diese Welt» aus der Kraft innerer Bestimmungstreue überwunden und in ein Höheres verwandelt wird.

Nicht Abstraktion oder Weltflucht, sondern Immanation und Auferstehungskräfte führen zu diesem Ziele.

September 2018

Von der Realität des Guten

Der Gedanke des Guten kann erst entstehen als Denk-Möglichkeit des Menschen, wenn in ihm die Sehnsucht danach erwacht, und aus dieser Sehnsucht heraus er beginnt sein Denken zu spiritualisieren.

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August 2018

Vom Selbstbewusstsein

Das echte Selbstbewusstsein trägt keine ausschliessenden Tendenzen in sich, sondern es bildet gerade die Grundlage dafür, dass man … weiterlesen

… sich des fremden Wesens freuen kann, weil man in sich selber gefestigt ist und so keine Angst haben muss, von anderen Wesen «überfahren» zu werden. Die Förderung des Selbstbewusstseins ist deshalb die Grundlage für das soziale Leben.

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Juli 2018

Vom Mysterium des Schöpferischen

Erkenntnis im Sinne des Wahrhaftigen, das zur Freiheit führt, ist ja gerade die «Anfreundung des Menschen mit der Notwendigkeit». weiterlesen

Die Möglichkeit für eine sinnvolle Entscheidung – und nur dies ist Freiheit – setzt ja gerade die Erkenntnis voraus, das heisst die gemeisterte Begegnung mit der Notwendigkeit.

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Juni 2018

Vom Wesen der Mitte

Der sogenannte «Mittelpunkt», zum Beispiel eines Kreises, ist genau besehen – wenn man innerhalb der räumlichen Anschauung bleibt – gar nicht die Mitte; … weiterlesen

… sondern der eine Pol, der dem Umkreis entgegengesetzt werden muss. Die Mitte ist da die Spannung zwischen Umkreis und sogenanntem Mittelpunkt.

Der Mittelpunkt wird erst dann zur Mitte, wenn er zum Wandelungs-Punkt wird, zu einer Art «Sammlung», aus der heraus ein neuer Umkreis entstehen kann (das geistige Urbild, dessen blosses Abbild der sinnlich wahrnehmbare Kreis bedeutet)!

Mitte ist nie bloss sinnlich-quantitativ wahrnehmbar. Sondern je bloss lebendig, wie zum Beispiel in der goetheanistischen Betrachtungsweise.

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Mai 2018

Tätige Einsicht

Bei der sozialen Einsicht kommt es darauf an, dass wir nicht bloss im feststellenden und kontemplativen Erkennen stecken bleiben. weiterlesen

Die soziale Erkenntnis muss eine schöpferische Erkenntnis sein, das heisst nicht bloss die Feststellung enthalten, sondern Wegweisung bilden.

Das heisst aber, wenn man es ernstnimmt, dass soziale Erkenntnis immer eine zukunftserschliessende Tätigkeit ist. Erkennen von etwas, was noch gar nicht ist, sondern was erst werden wird!

Soziale Urteilskraft ist Menschen-Wandlungs-Kraft.

Erst als ein Verwandelter vermag der Mensch die soziale Konzeption überhaupt zu erfassen!

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April 2018

Die wahre Wesenheit des menschlichen Ich

Das menschliche Ich ist eigentlich ein methodisches. Etwas, dessen Existenz nicht in der Existenz, sondern in einem tätigen Existieren liegt. weiterlesen

So paradox es klingt: gerade das Ich hat keine Bedeutung und überhaupt keine Berechtigung für sich selber! Sondern seine wirkliche Funktion ist, dass es für ein Anderes da sein muss.

Das wahre Wesen des Ego ist der tätige Altruismus.

Die Realität des Ich ist: das Gefäss zu sein für die Aufnahme der wahrhaftigen Substanz der Wirklichkeit, das heisst des Christus-Impulses. Das Ich ist die Grals-Schale.

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März 2018

Sinn der Erkenntnis

Die Funktion des Erkennens ist es, den Menschen in die Wirklichkeit einzugliedern, das heisst ihm einen Ort in der Wirklichkeit zu verschaffen. weiterlesen

Und der Mensch ist bloss soweit in der Wirklichkeit, als eben seine Erkenntnis reicht.

Ein Mensch mit schmalem Horizonte hat eine sehr begrenzte Wirklichkeit, ein Mensch mit weitem Horizont reicht weiter.

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Februar 2018

Die «Suche nach Wahrheit»

Wo man die Wahrheit noch als unmittelbares Erlebnis hat, da gibt es noch kein Wahrheits-Kriterium. weiterlesen

Da ist die Wahrheit einfach da, respektive nun umgekehrt: was da ist, das ist die Wahrheit.

Zweifeln heisst: die Wahrheit in die eigene Verantwortung zu nehmen, das heisst sich, das Subjekt als für die Wahrheit verantwortlich, hinzustellen.

Diese Verantwortung ist aber nicht der einzige Grund, aber der wesentliche. Die Verantwortung, das heisst der Zweifel, ist ja nicht «an sich begründet», sondern: er gründet darin, dass man sich selbst-ständig gemacht hat gegenüber dem bloss gegebenen Wissen.

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Januar 2018

Brücke von Einsicht zum Willen

Erkenntnis führt erst dann zum rechten Wollen, wenn sie durch die Potenzierung des Fühlens gewandelt worden ist. weiterlesen

Im Fühlen identifiziert sich der Mensch mit dem Erkannten in seinem Wesen und findet damit in der rechten Weise den «Anschluss» an die Willens-Welt.

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Dezember 2017

Vertrauen als Erkenntnis-Potenz

Vertrauen ist durchaus Erkenntnis, aber ein Wissen über mehr als die blosse Vergangenheit und Gegenwart. weiterlesen

Vertrauen ist eine Souveränität der Gewissheit, die begabt, die «Welt des Kommenden» zu erkennen.

Zukunft erkennen aber heisst: einen Erkenntnis-Sinn für das Überraschende zu haben.

Wissen im üblichen Sinne ist dabei herzlich wenig im Spiel.

Das Erkennen muss offen bleiben für das Mysterium, wenn es die Zukunft, das Werden und den Sinn erfassen lernen will.

Der Sinn für das Überraschende ist ein hoher Erkenntnis-Sinn (bloss das Fertige zu erkennen: das ist eigentlich nur «Lern-Modell» des Erkennens).

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November 2017

Zum Mysterium des Bewusstseins

Wie «entsteht» Bewusstsein? Ist es nicht so, dass Bewusstsein je schon geistig-schöpferische Aktivität ist, und das … weiterlesen

… sogenannte «Werden» oder die «Begabung» mit Bewusstsein eine Art Inspiration bedeutet?

Ist das sogenannt Bewusstlose nicht bloss «Rand-Erscheinung» der Realität?

Gibt es überhaupt etwas, was kein Bewusstsein «hat»?

Schliesslich würden wir ja auch den einfachsten «Gegenstand» niemals auch bloss wahr-nehmen können ohne eine Spur von Bewusstsein!

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Oktober 2017

Denken als Lern-Aufgabe

Es ist eigenartig, dass man sich heute in sehr vielen Bereichen des Lebens klar ist, dass man lernen muss, dass man die Fähigkeiten, die es … weiterlesen

… im Leben braucht, erlernen, üben, ausbilden muss.

Aber eigentümlich ist, dass man punkto Denken von dieser Schulungs-Notwendigkeit keine Ahnung zu haben scheint. Man tut so, als ob das Denken, «das man hat», schon das Denken überhaupt sei, als ob das Denken selber keiner Ausbildung und vor allem keiner Entwicklung bedürfe, ja keiner Entwicklung zugänglich sei.

Wenn man auch das Denken als die Basis für alle Tätigkeit ansehen muss – was allerdings klar-bewusst in relativ seltenem Ausmasse getan wird – so muss man sich doch fragen, was dieses Denken als gegebene Grösse zu leisten imstande ist, was es ist, was es bedeutet, was wir darin zu sehen haben, wie wir uns dazu zu stellen und zu verhalten haben.

Als Erkenntnis-Mittel muss das Denken erst entwickelt werden.

Bevor gedacht wird, muss zuerst das Instrument des Denkens zubereitet werden. Man darf nicht so tun, als ob man einfach denken könne, ohne spezielle Ausbildung …

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September 2017

Problem der Grundsätzlichkeit

Die Grundsätzlichkeit besteht nicht darin, dass ein sogenannt abstraktes Thema gewählt wird, zum Beispiel: die Wirtschaft, das Recht etc. weiterlesen

Grundsätzlichkeit besteht in der Art und Weise der Behandlung eines Themas, das heisst der Bearbeitung nach den Prinzipien des Wesentlichen.

Grundsätzlichkeit heisst: im konkreten Fall das Urbild aufzeigen! (zum Beispiel die Urpflanze in der einzelnen Pflanze aufzeigen etc.).

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